Bei Live-Platten muss ich eigentlich passen. Soll heißen, ich rezensiere sie eigentlich sehr ungern. Und ich mag auch keine Live-Platte in meiner Sammlung haben. Ja, okay, stimmt so eigentlich auch nicht, denn einige habe ich schon in der Sammlung. Aber wenn, dann auch nur von Bands oder Künstler*Innen, die ich echt gut finde.
Pabst sind jetzt auch nicht unbedingt die Band, die ich bei einer Live-Platte bevorzugen würde. Verdient hätten sie es aber durchaus, denn sie sind eine der besten Live-Acts aus Deutschland und mindestens genauso aufstrebend wie Annenmaykantereit oder Giant Rooks, wenn auch musikalisch recht unterschiedlich.
Alle Songs entstanden im September 2022 während eines Konzertes im Berliner LIDO. “1, 2, 3, Go! (Live in Berlin)” besteht aus einer kleinen Auswahl ihres bisherigen Schaffens und wurde, eben wie ihr Backkatalog (abgesehen von “Chlorine”), auf Ketchup Tracks veröffentlicht.
Live-Alben finde ich dahingehend auch immer etwas schwierig, weil ich mir ja vorab schon gefühlt 293 Mal die Vinyl- oder Streaming-Version eines Albums anhöre und dann immer etwas enttäuscht bin, wenn sich die Band oder die Künstler*Innen zu einem kleinen Ausflug hinreißen lassen um da einen neuen Ton hervorzuheben, dort dann doch noch ein paar mehr Solis oder längere Improvisationen (wie bspw. bei “Mercy Stroke” reinknallen, oder eben Texte vergessen. Klassiker. Es ist aber eben live. Und live können und werden diese Dinge immer passieren. Hier und da werden auch mal Gastsänger*Innen eingeladen ein paar Zeilen mitzusingen, so auch bei “Crushed”, dem Song aus dem letzten Album “Crushed By The Weight Of The World” (hier geht’s zur Review von Stephan). Begleitet wird Pabst von der Sängerin Oyèmi Noize.
Und ich weiß nicht, ob es ein Fehler war sie mit auf Tour zu nehmen oder ob es ein Fehler war, sie nicht bei “Crushed” auf “Crushed By The Weight Of The World” mitsingen zu lassen. Aus meiner Sicht ein herber Verlust auf der letzten Platte, denn das Gesangs-Duo bringt sich gegenseitig auf ein Niveau, als gäbe es zwischen den beiden einen Wettkampf um am Ende des Tages den, bzw. die, bessere*n Sänger*In zu küren. Das wertet die Qualität der Live-Platte gegenüber des letzten Albums nochmal ordentlich auf. Auf der Live-Platte merkt man dem eigentlichen Trio Pabst die Lust am gemeinsamen Musizieren an. Alles klingt, als spielten sie schon ihr ganzes Leben lang zusammen und brennen für das, was sie tun.
Wer Pabst live sehen will, hat dieses Jahr tatsächlich noch in einigen Städten die Möglichkeit. Hier geht’s zu Terminen und Tickets.
Erwerben könnt ihr das Live-Album, ob einzeln oder mit Klimbim, auf ihrer Homepage.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!