- Was gibt es Schöneres, als nach einem Urlaub, an einem Lieblingsort, die letzte Sonne mitzunehmen und dann die aktuelle Single einer fantastischen Band aus Baden zu besprechen?
Ich liebe seit der letzten Veröffentlichung „Stetig erfolglos“ die Band pADDELNoHNEkANU, die in ihrem Headquarter in der badischen Region seit Dekaden stetig Qualität abliefern. Zum Band-Jubiläum hauen pADDELNoHNEkANU eine drei-Track-Single raus, die schon äußerlich zu begeistern weiß.
„Wir streiten“ kommt in aufwendiger Verpackung (der Fachbegriff ist tryptychon-fold-out), bei der schon das Auspacken zum Erlebnis wird. Ist man dann bis auf das Vinyl vorgestoßen, wird man feststellen, dass sich pADDELNoHNEkANU nicht haben lumpen lassen und die Single im – offiziell heißt der Farbton – Schmutzig Gold unter das Volk bringen. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass man sich bei dieser Farbtongebung etwas gedacht hat und einen reinen Goldton vermieden hat. Vieles an dieser Band ist hintergründig, oft ironisch, sodass ich denke, dass sich die Badener auch hier etwas dabei gedacht haben.
Von den drei Songs auf der Single habe ich kein Video gefunden, jedoch einen alternativen Song.
friss oder stirb fressen
nach den ersten Gitarren-Geschrammel bestimmt eine schöne Basslinie das Geschehen, bevor der Gesang einsetzt und uns solche Weisheiten wie:
“Jeder deiner Gedanken eine Infektion
Ein Geschwür der Langeweile
In der passenden Konfektion
Deine verbale Minimal-Schläue
Gibt’s beim Discount”
wissen lässt. Musikalisch erinnert mich “friss oder stirb fressend” an Namen wie Kettcar oder auch Tocotronic und Blumfeld, was wohl an den Texten und der eingängigen Gitarrenarbeit liegt.
“schwarz zu grau” beginnt in sehr trüber Atmosphäre und ist ein sehr nachdenkliches Stück. Wenn ich es richtig verstehen, prangern pADDELNoHNEkANU hier das Schönreden von offensichtlich Schlechtem an. Ein sehr schönes Tempo reduziertes Lied, das diese düstere Atmosphäre und Gedanken sehr präzise auf den Punkt bringt.
Ein kratziges Gitarren-Inferno startet, unterstützt von Bass und Drums, in einen hektischen Beat, der mich in seiner Grundform an die kongenialen Gang of Four erinnert. Auch beim zweiten Durchhören bleibt dieser Eindruck, da die Gitarre so schrammelig funkig diesen Track dominiert. Ich denke mit diesem Song präsentieren pADDELNoHNEkANU einen Rund-Um-Schlag an die derzeitige gesellschaftliche Situation. Sie wollen uns aufrütteln, uns aufwecken, damit wir hinter die Kulissen schauen! Und mit was tun pADDELNoHNEkANU das? mit Recht!
Im letzten Song-Kapitel, gibt es die volle Drohung an textlichem Protest “was du für denken hältst ist eins zu eins kopiert”! Zum finalen Höhepunkt wird der Songtitel “wir streiten aus ästhetischen Gründen nie” mantra-artig wiederholt und der Song zerfällt musikalisch.
Was für ein dramatisches Ende!
Mit einer Spielzeit von doch etwa 12 Minuten, begeistert die Single sowohl musikalisch und punktet wieder mal mit diesen exzellenten deutschen Texten. Mit dem Brustton der Überzeugung empfehle ich diese limitierte Single jedem Deutsch-Punk-Fan. Auch den Intellektuellen rate ich: Schlagt hier zu. Es gibt wieder gute, nachdenkliche Texte zu einwandfrei guter Musik. Am besten schnell hier zugreifen, denn die Edition “wir” ist auf 65 Stück, ebenso die “wir streiten” Edition limitiert. Wen das Review neugierig gemacht hat, empfehle ich die bisherigen pADDELNoHNEkANU-Beiträge beim Vinyl-Keks:
Auch der Videokanal von pADDELNoHNEkANU bei YouTube beschert beim Verweilen angenehme Unterhaltung.
Tipp für die Band: Paddel gibt es übrigens hier.
Erschienen in Coop bei Elfenart, Entes Anomicos, 30 kilo fieber records und Krachige Platten.