Pünktlich zum Bandcamp Friday veröffentlichte die Berliner Band Passionless Pointless am 05. Februar ihr gleichnamiges Debütalbum. Mit den 8 Songs verkünden sie öffentlich ihre Hassliebe zur (Berliner) Musikszene und zelebrieren das Leben der Introvertierten. Aber auch wer Angst hat, etwas zu verpassen, also unter der „fear of missing out“ leidet, kann sich mit der Truppe gut amüsieren. Die queere Band lässt das Punk-Herz schneller schlagen. Und auch Metal-Fans, die auf harte Riffs und einen dreckigen Gitarrensound stehen werden sich freuen, denn der Begriff „Gitarrenbrett“ ist hier wohl sehr treffend. Der grungige Sound erinnert an 90s rock à la Nirvana und auch der Einfluss der Lieblingsband der Sängerin (L7) lässt sich nicht leugnen. Veröffentlicht hat Passionless Pointless das Tape auf dem von der Sängerin eigenständig gegründeten Label Vinyldyke Records.
In ihren Texten geht es um Themen, von deren Abhandlung die Hälfte der Menschheit gehofft hatte, im 21. Jahrhundert absehen zu können. Feministisch und ohne groß um den heißen Brei herumzureden, werden Hörer*innen abgeholt und durchlaufen mit dem Album einen Prozess, der Veränderungen in jedem Teil des Lebens nach sich zieht. Sängerin und Gitarristin Evelyn (hier gehts zum Interview mit Evelyn bei “Frauen im Musikbusiness”) singt über das Nüchternsein und falsche Freunde, mit denen man Spaß haben kann, aber nur solange das Bier immer weiter aus dem Hahn läuft. Die teils sehr persönlichen Texte ermöglichen die Identifikation mit Themen über die sich die meisten Menschen wahrscheinlich selbst schon einmal den Kopf zerbrochen haben – es geht um Selbstbestimmung, Sexualität und das Treffen schwieriger, teils lebensverändernder Entscheidungen, um toxische Menschen, verdrehte Geschlechterstereotypen und unerreichbare Ideale.
Der letzte Song „Another Dinner Ruined“ scheint nicht zufällig als letztes auf dem Album gelandet zu sein: Man könnte glatt meinen, dass die anderen Songs ebenfalls Themen sind, die die Band casually am Abendbrottisch diskutiert und letzten Endes nur folgendes Fazit ziehen kann: Es macht nicht unbedingt Spaß sich mit den immer gleichen Themen auseinandersetzten zu müssen, aber es ist nach wie vor nötig und durch die Musik gleich viel schöner.
Und: als besonderes kleines Extra gibt es zum Tape auch noch ein Zine, das sich mit der Entstehung und den Texten des Albums befasst – von der Band selbst in feinster Handarbeit angefertigt!