Langsam, ganz langsam hat es sich herein geschlichen. Durch die Hintertür, fast unmerklich, um sich dann zu einem meiner derzeitigen Lieblingslabels zu mausern, das kleine aber feine Berliner Label Hound Gawd! Records. Warum? Weil es ein prima Geschick darin hat, innerhalb seines musikalischen Aktionsradius’ – grob zwischen Rootsrock, Americana und Garage – die massenhaft vorhandene Durchschnittsware elegant zu umschiffen und stattdessen die Rosinen heraus zu picken und unter’s Volk zu bringen. Weil es immer für eine tolle Überraschung gut ist und weil es dadurch mein Vertrauen gewonnen hat, seine Releases blind zu kaufen. Lieblingslabel eben. Nicht das einzige, aber definitiv eines davon. Auch mit dem neuesten Release “…There’s Pretty Things in Palookaville…” von Pat Todd & The Rankoutsiders aus LA beweisen Hound Gawd! Records wieder ein geniales Händchen. Die Band erfindet den Rock’n’Roll nicht neu, das nicht. Ganz im Gegenteil. Pat Todd, seines Zeichens Ex-Frontmann der Lazy Cowgirls, gibt sogar offen zu, sich an Versatzstücken beispielsweise der Kinks zu bedienen und da ist ja auch gar nix dran auszusetzen.
Und trotzdem sind da dann diese Akkordwechsel wie im Opener “All The Years #1”, die man gemäß dem Rock’n’Roll-Lexikon so dann einfach nicht erwartet. Überhaupt ein starker Song, gleich zu Beginn. Macht direkt Lust auf mehr. Mit einem Boogie in bester Status Quo-Manier geht’s dann weiter (“Cheap Nostalgia”). Wo die allerdings Wert auf Hochglanz gelegt haben, bewahren sich Pat Todd & The Rankoutsiders ihren Garagencharakter. Über die ganze Platte, egal welche Rock’n’Roll-Lesart gerade Pate stehen muss. Und derlei Paten gibt’s viele auf “…There’s Pretty Things in Palookaville…”. In Summe werden aus diesen Patenschaften dann 16 Songs zwischen Lagerfeuer, schummriger Bar und verraucht-verruchtem Rockschuppen zusammengeschustert. Und wo man anderen Bands an dieser Stelle womöglich mangelnde Entscheidungsfreudigkeit, wohin die musikalische Reise denn nun gehen soll, unterstellen würde, schaffen es Pat Todd & The Rankoutsiders all die verbastelten Stilmittel zu einem stimmigen, weil fließenden Gesamtkunstwerk zusammen zu fügen. Das ist ganz großes Kino. Neben den bereits genannten Oskar-Preisträgern lässt sich das dann noch mit eher weniger großen, aber mindestens genau so guten Produktionen wie Rhino Bucket, (Impatient) Youth, Speedbuggy USA oder auch Mike Ness mit seinen Solowerken vergleichen.
Pat Todd selbst kommentiert auf der hochwertig bedruckten Innenhülle sämtliche Songs. Das ist ja manchmal besser, weil unterhaltsamer, als die Songtexte selbst vorliegen zu haben. Die Livebilder der Band auf der anderen Seite lassen kaum einen Zweifel zu, dass Pat Todd & The Rankoutsiders nicht nur auf Platte überzeugen können. Hoffentlich schaffen die es mal über den großen Teich. Da muss ich hin! Vorerst bleibt uns ihre Musik wohl aber nur auf Konserve (limitiert auch auf pinkfarbener). Die gibt’s z.B. hier.