Da sind sie endlich wieder, die Mannen um den charismatischen Sänger Brian Molko. Dieses Mal bestehen Placebo in der Hauptbesetzung allerdings aus nur noch zwei Personen, eben Brian Molko und Stefan Olsdal. Steve Forrest, der der 2008 zur Band hinzugestoßen war, hat 2015 aufgrund eigener musikalischen Ambitionen die Band Placebo wieder verlassen. Was ich persönlich sehr schade fand, denn ich hatte Placebo live sehen dürfen, damals eben noch mit Steve Forrest, und dieser hatte eine ungeheure Energie. Mir hatte es riesigen Spaß gemacht, ihn beim Umherschwirren der Drum-Sticks zuzusehen.
Nach dem 2013er Album “Loud Like Love” folgt nun “Never Let Me Go”, herausgekommen auf So Recordings. Endlich! Kein Augenrollen, weil man von einem Comeback genervt ist!
Das neue Album klingt anders als sein Vorgänger, aber doch immer noch nach Placebo, was aber auch an Brians unverwechselbare Stimme liegt. Vielleicht liegt es auch gerade daran, dass sie sich so viel Zeit gelassen haben. Nennen wir es mal “kreative Schaffenspause”. Es kam ja auch einiges dazwischen. Ausstieg vom Drummer, der Prozess danach, um dann alles auf den Kopf zu schmeißen, und Corona, um mal irgendwas zu nennen.
Natürlich hört man auf dem neuen Album Schlagzeug, wenn auch etwas reduzierter. Hier haben sie sich dafür einen Studiodrummer gegönnt. Anders als bei den Vorgängern gibt es gefühlt nun mehr elektronische Einflüsse, bzw. Synthi-Sounds, zu hören. Vielleicht ist gerade das der Schlüssel zum Erfolg des Albums. Das sie irgendwie Pop und doch kein Pop machen, erübrigt sich an dieser Stelle. Ihre Songs sind meist weit länger als die radiotaugliche Musik von heute. Placebo machen das, was sie am besten können. Dieses Album ist geprägt von Synthesizer-Läufen, von dichten Gitarrenwänden und dem Momentum.
Mein persönlicher Favorit, der mich auch extrem an ältere Placebo – Stücke erinnert hat, ist “Surrounded By Spies”. Dieses Schlagzeug, dass sich immer mehr in den Vordergrund spielt und wie ein sich auftürmender Berg vor einem steht, dazu Brian Molko, der mit seinem hier hypnotischen Gesang meine volle Aufmerksamkeit bekommt. Bei “Forever Chemicals” kommen Industrial – Fans auf ihre Kosten. “Try Better Next Time” läutet dann eher eine schwächere Phase des Albums ein, wenn auch immer noch gut und typisch Placebo eben.
Die Texte der Songs sind auf einem Extra-Inlay des Albums abgedruckt und wunderbar lesbar. Also auch mal wieder was für Blindfische, wie ich einer bin. Download-Code gab es bei mir nicht, macht aber nichts, Vinyl ist eh immer noch das beste Medium.
Ich mag das Album, weil es nicht mehr nach “Loud Like Love” klingt, aber doch immer noch Placebo ist und sich wieder mehr seinen Zeiten vor “Loud Like Love” besinnt.
Zu erwerben ist das Album, welches es als Doppel-LP geben wird, unter anderem auf ihrer Merch-Seite, aber auch JPC. Bei JPC auch in schwarz, in transparentem rot, und als Box. Wer eine andere Farbe oder sogar ein Tape sucht, wird auf der Merch-Seite fündig.
Und hier gibt’s noch Tickets für die diesjährige Europa-Tour. Yaaay!