Vor einer ganzen Weile ist die neue Scheibe von pogendroblem bereits erschienen. Nun flattert doch noch das Tape hier ins Deck und legt auch gleich ne ordentliche Sohle aufs Parkett.
“alles was ich noch hab sind meine Kompetenzen” lautet der Toco-eske Titel.
Über diese Band scheiden sich die Geister, oft höre ich ein “ist das denn noch Punk” oder so ähnlich altbackene Sprüche, die mir nichts anderes sagen, als das diejenigen den Spruch ihrer Eltern “solang du deine Beine unter meinen Tisch usw….” in die Jetzt-Zeit übertragen haben.
pogendroblem gehen Dinge anders an. Das ist richtig so.
Sie haben vor einigen Jahren eine Doku gemacht “auf der Suche nach der Utopie”:
In der sich die Band als umtriebig neugierig zeigt und uns ihre Welt vorstellt, in der es (möglicherweise für alle) schön ist, zu leben.
Von diesen Gedanken zu Utopien gelingt mir jetzt ganz sicher ganz wunderbar die Brücke hin zu “neuem deutschen Männerschweiß”. Oder ist das “irgendwas mit Punk”?
Jedenfalls habe ich (noch) nicht rausgefunden, wie man auf diesen Bandnamen kommt und ausgerechnet die kompliziertesten Buchstaben in DRogenProblem umstellt.
Nach den beiden Platten “ich – wir” und “Erziehung zur Müdigkeit” kommt mit “alles was ich hab sind meine Kompetenzen” der erste “richtige” Full-Length-Longplayer. Die beiden ersten Releases sind mehr Demo und / oder Zusammenstellung; so erzählen sie jedenfalls im Krachfink Podcast.
Und genau mit dem One-Liner, dem Titel des Albums, legen sie los. pogendroblem kommen ziemlich schnell zur Sache und spielen, kann man denke ich so sagen, einfachen Deutschpunk, der mich stark an Lügen auf Speed erinnert. Die Art den Text zu intonieren, mehr zu sprechen als zu singen.
“Die einfachen Botschaften” prügelt einem geradezu die One-Liner der Presse um die Ohren.
Was heißt schon Lifestyle Linke?
Ich brauche linke Bubbles um irgendwie klarzukommen
Eigentlich ist es doch ganz einfach
System change not climate change
Feminismus oder Schlägerei
Keine Macht für niemand
Antifa bleibt Handarbeit
Nie wieder Deutschland
…und erinnert mich daran, wie lange wir schon (seit den 90ern, weil ich es dort erlebt habe; vermutlich aber schon viel früher) darüber sprechen, dass man als Punkband wirklich vor dem eigenen Publikum stehen muss, und Gleichgesinnten das sagt, was sie schon wissen. Oder ob man dann nicht doch lieber die Dorffeste beschallen sollte, um Menschen mit diesen “einfachen Botschaften” zu einer Erkenntnis zu bringen?
Antifaschismus erledigt sich nicht von selbst; nur so als Beispiel.
Weiter mit Pogendroblem: Wenn man schon schrammelige Musik macht, kann man doch auch Inhalte mitbringen! Und zum Nachdenken anregen.
“Wie betäubst du dich” als Frage gestellt und ich gebe die Antwort so: Heute eine Kombination aus zwei bis drei Bier, Musik machen oder hören, nach Inhalten suchen, wie Pogendroblem sie im Gepäck haben.
Womit ich beim nächsten Song bin: “Shirt an”
Was auch schon wieder ein Thema ist, welches ich seit meiner Jugend kenne. Das war ja früher noch viel schlimmer. Da waren permanent Typen ohne Shirt auf und vor der Bühne und haben rumgemackert.
Womit ich beim bereits Eingangs erwähnten Männerschweiß bin.
Lass dein Shirt an
Auch wenn du es nicht besser weißt
Keine Freiheit
Für neuen deutschen Männerschweiß
Der Vortrag ist nicht immer ernst, die Band spielt aber immer druckvoll und hat einen echt guten Sound. Bei 15 Songs bleiben sie trotzdem noch unter der 30 Minuten Marke.
Keyboards, Chor, Waldhorn, alles mal dabei, abwechslungsreich ohne Ende.
Anspieltipp von mir ist “Militante Untersuchung”.
Zwischendurch bekomme ich dann auch noch in “Coming of Age” den Hinweis “die 90er sind vorbei”. Stimmt.
Ich hab total Spaß an der Platte! Den wünsche ich euch auch.
“alles was ich noch hab sind meine Kompetezen” gibt es direkt beim Label Audiolith oder auch bei unserem Partner JPC.
Leider – in diesem Fall – habe ich das Tape bekommen und entdeckt, dass es bei Audiolith ein Bundle gibt, “die Limited Edition Platte kommt mit einem chiffrierten Cover, dass sich mit einer Spezialhülle aus dem limitierten Bundle animieren und lesen lässt.” Und die Shirts in meiner Größe sind ausverkauft…..