Ich bin ganz ehrlich – aufmerksam geworden bin ich auf die Band PUP erstmal nur wegen ihres großartigen Namens. Hat sich dann aber schnell ich eine echte Leidenschaft entwickelt, denn dieser rumpelige und energiegeladene Indie-Punk ist einfach mitreissend. Mit „Who Will Look After The Dogs?“ kehren PUP nach drei Jahren bissiger, aber auch verletzlicher zurück. Die Kanadier bleiben ihrem ungestümen Punk-Wurzeln treu, aber dieses Album zeigt: Anger can grow!
Schon der Titel lässt ahnen, worum es geht: Verantwortung, Kontrollverlust, Angst – all das, was im Erwachsenenleben unvermeidlich wird. Sänger Stefan Babcock schreit sich durch elf Songs, als würde ihn jeder einzelne Satz zerreißen. Seine Stimme klingt noch authentischer als auf dem Vorgänger „The Unraveling of PUPTHEBAND“. Jeder Song ist wie ein Fragment eines mentalen Zusammenbruchs – laut oder leise, aggressiv oder verzweifelt, aber nie gleichgültig.
Musikalisch bleibt PUP dem Punk-Emo-Garage-Indie-Mix treu, den sie seit ihrem Debüt zelebrieren. Fuzzige Gitarrenriffs prallen auf clevere Breaks, hymnische Refrains treffen auf math-rockige Verspieltheit. Tracks wie „A Little Bit Alex Jones“ oder „Four Chords“ zeigen, dass PUP nicht nur diese Energie haben, sondern sie auch immer mal wieder zügeln. Gleichzeitig bleibt das Grundgefühl aber roh, direkt und maximal ungeschönt. „Scorpion Hill (Part 2“)ist ein direkter Nachfolger zum Fan-Liebling „Scorpion Hill“ vom 2019er Album „Morbid Stuff“. Wo Teil 1 eine nihilistische Hymne war, klingt Teil 2 resignierter. Inhaltlich scheint der Protagonist ein paar Jahre älter, aber kaum weiser – vielleicht müder.
Was dieses Album besonders macht, ist nicht nur der Sound, sondern die schon erwähnte Ehrlichkeit: In Songs wie „There’s No Such Thing As Good People“ oder „The Dumbest Thing I Ever Done“ zeigt sich Babcocks lyrische Stärke. Er ist kein klassischer Storyteller – er stellt unbequeme Fragen. Humor ist auch dabei, aber er ist zynischer geworden. Wo auf früheren Alben noch Selbstironie mitschwang, ist auf diesem Album eigentlich nur noch Verzweiflung übrig.
Trotz – oder gerade wegen – dieser Dunkelheit hat das Album eine irgendwie befreiende Wirkung. Wer sich in der Überforderung der Gegenwart wiedererkennt, findet in Who Will Look After The Dogs? zwar keine Antworten, aber wenigstens ein Ventil.


