Das Album “Drums” von RED ON beeindruckte mich schon von der ersten Sekunde an. Ein Foto einer Pflanze, nach meinen rudimentären Fauna-Kenntnissen, eine tropische Pflanze, da sich mich an eine Palme erinnert. Auch die Innenseite kommt vor schwarzem Hintergrund mit einigen Fotos aus der Botanik daher. Wie schon auf der Front, finden sich hier gezeichnete Figuren und Muster wieder. Daneben alle Informationen zum Album, sowie eine auf dem Kopf stehende Botschaft, bei der es um eine Begegnung mit einer großen Ente geht… ich werte das mal nicht weiter. Auf der Rückseite strahlen mich mit Wassertropfen benetzte Birnen an, die so frisch wirken, dass man am liebsten hinein beißen möchte.
Die Band
RED ON stammen laut ihrer Bandcamp-Seite aus Nürnberg und Philipp Dittmar hat sich laut Covereinträgen zu den zehn Songs Hilfe an die Seite geholt. DJ und Produzent Philipp Dittmar spielt auf “Drums” alle Instrumente, außer Philipp Schärdel (Schlagzeug), Jakob Seitz (Schlagzeug, Perkussion & Drum FX), Sophia Schulz (Cello), Stefan Rölle (Drum Editing), Jana Sotzko (Gesang), Bernd Pflaum (Gesang) und Marcel Doudieh (Saxophon).
Das Album
“Drums” wurde in diversen Proberäumen und Schlafzimmern in Nürnberg, Berlin und Hohenstadt aufgenommen. Später in Nürnberg gemixt und in Berlin gemastered. Tatsächlich stammt das Album noch aus 2021, aber ich finde, es hat definitiv ein Review verdient, womit ich ein wenig schon das Fazit spoiler.
Es überwiegen die elektronischen Klänge, aber der Sound erinnert stark an die Natur. Man stelle sich die Morgenstimmung an einem Sommertag vor, der schwelwarm beginnt und der Morgennebel sich seidig, luftig langsam, wie in Zeitlupe, aus den grünen Auen erhebt und in den Tag übergeht. Seltsamerweise funktioniert das Bild und der Sound auch mit der Vorstellung wie ein eben solcher Tag langsam schwindet und sich das Licht immer mehr der Dunkelheit ergibt und der Nebel wieder langsam auf den Boden wie ein Mantel sinkt. Macht euch euer eigenes Bild….
Den Namen “Drums” hat das Album übrigens von den zwei akustischen Schlagzeug-Sets. Diese beiden Schlagzeug-Spuren hinterlassen eine Spur in den wabernden elektronischen Soundwalls von RED ON – fast wie Spuren im Wald. Beide – akustische und elektronische – Welten koexistieren wunderbar nebeneinander. Unbeeinflusst von den treibenden Drums, schweben Echos, Gitarren und Drones, in einem zeitlosen Raum.
Das Fazit
RED ON haben mit “Drums” ein Album geschaffen, das in einer völlig eigenen Welt existiert. Gleich einem Rohbau, zeigt es alle seine Bestandteile völlig offen und transparent. So zeigen einzelne Tracks und Passagen sogar Gegensätze in sich selbst, warm und kalt sowie einsam und geborgen scheinen Leitmotive dieser Heterogenität zu sein. Das ganze lässt Philipp Dittmar vor unseren Ohren gleichzeitig passieren. Er schafft das Framing, welches die anderen Musiker mit ihren Ideen und Assoziationen gerne füllen. Dabei kommt es sogar zu zwei Kollaborationen mit den Bands Point No Point und Bird Berlin, die jeweils einen Song mutgestaltet haben. Für Hörer:innen, mit genrefreien Ohren und Sinn für das Neue, ist das eine Kaufempfehlung.
Am besten hier über das Label Verydeeprecords.