Man soll ja öfter mal über seinen Horizont schauen, respektive lesen. Das habe ich mit diesem kleinen Büchlein gemacht; und trotz der Kürze der Gedichte, der geringen Anzahl an Seiten, habe ich eine ganze Weile gebraucht, um es zu lesen. René Seim hat seinen vierten Gedichtband beim Windlust Verlag veröffentlicht “einen Tisch in Falten schlagen”.
Klar, Gedichte sind nicht einmal zu lesen und dann hat man alles verstanden; oder kann sofort eine Sache damit assoziieren, zurodnen, einordnen. Ne, beim nächsten Lesen kann etwas ganz anderes im Kopf passieren.
Wie oft lest ihr Lyrics zwischen dem Hören der Songs eurer neuen Platte, die grad auf dem Plattenteller dreht? Und könnt beides nicht zeitgleich erfassen – genau – und lest und hört ein zweites oder drittes Mal hinein.
So ist es mir auch mit den, teilweise sehr kurzen, knackigen Gedichten von René Seim gegangen; die manchmal nur schlichte Feststellungen sind.
Pessimismus
ist ein Mangel
an optimistisch
stimmenden
Erfahrungen
Zwischen Wortspielen, die immer einen gewissen Ernst in ihrer Witzig- und Wendigkeit haben “im Club der freien Assoziativen” bis hin zu tatsächlich Assioziativem wie “bis in die Schwänze”.
Was René Seim schreibt ist variantenreich, mal witzig sprunghaft, hin zu ernhaft grotesk, auch versponnen. Meist nicht mehr als ein, zwei Seiten, ergeben die sechsundsiebzig Gedichte eine wunderbare “Zwischendurchlektüre”.
Nicht zu verwechseln mit Kalendersprüchen –
Das Denken
ist dem Irren
näher
als man
glaubt
– ist das wirklich bissig, und trotzdem wirkt es auf mich leicht. Im Sinne einer lebensfrohen Leichtigkeit. Ich lese es und denk: “ja, stimmt.” Werde aber nicht gleich in Untiefen von tiefschwarzen Gedanken gezogen, weil der Autor die Welt in ebensolche oder himmelblau-weiße einteilt. Das mag ich ganz gerne. Das Grau dazwischen, zwinker.
René Seim schreibt Artikel für das Dresdner Kulturmagazin und auch das OX-Fanzine. Er ist recht umtriebig und ist als DJ Cramér unterwegs, veranstaltet die Lese-Musik-Bühne Wildes Parfüm – Lesung und Musik.
Und dem nicht genug ist der Tausendsassa René Seim noch Labelinhaber von Head Perfume Records (Home of Nils Damage, The Wooden Nickles, Morty Sanchez, uvm.).
Und sein Buch, wie auch seine anderen Gedichtbände und Bücher anderer Autoren gibt es beim Headlust-Shop, welcher zu seinem Windlust Verlag gehört.
Mir liegt hier der Paperback vor, den Gedichtband gibt es aber auch als Hardcover.