Der Innenhof liegt im Nebel, wie auch der Dampf über dem Kochtopf. Sie nippt am Rotwein-Glas, während sie mit einem Holzlöffel den Dampf aufwirbelt. Eine Marotte des Herbstes – der Wein färbt die Wangen rot und wärmt so schön.
Aus den kleinen Küchenboxen plingt und tingt, schrengt, dengt und streicht es, streckenweise veranlasst sie das, alte Spieluhren herbei zu sinnieren. Und über all das legt sich dann ganz melancholisch – identisch mit den Nebeln und Dämpfen – eine Stimme. Die Stimme klingt kühl – kühler als der Klang der Kompositionen, der sich typischerweise an den analogen Aufnahmemethoden aufwendiger Produktionen der 70er Jahre orientiert.
Für gewöhnlich hätte sie sich ja ein Album eben dieser Ära zur Weinträgheit ausgesucht – was von den Beatles oder so. Aber es lag eben auch diese LP auf dem Polster der Küchenbank.
„Wedding Address“ steht drauf und während sie das Abbild der Person im weißen Kleid betrachtet, bringt die Doppeldeutigkeit sie zum Schmunzeln. Ob diese Person wohl im Wedding lebe? Und sogar wen zum Heiraten habe? Vermutlich nicht. Wedding schon eher, vermutlich dort tüftele die Person lieber in ihrem umfangreichen Heimstudio, dichtete vielleicht über die Liebe, berichtete von Menschen die sich schwer täten, gar allergisch auf die Liebe reagierten – um schließlich entschleunigte Kompositionen für die Küchen ähnlicher Gemüter im Herbst aufzubereiten.
Ja, diese Person habe vielleicht eine Vorliebe für nostalgisches Studioequipment – den Trittbrettfahrer des Retrozuges mime die Person jedoch nicht. Ihre Kompositionen seien ganz klar zeitgenössischer Art – „was auch immer das zu bedeuten hat.“, fügt sie ihrem Gedankengang hinzu.
Und ob Oktober zu früh fürs Heizen sei, fragt sie sich dann noch wie in jedem Jahr – denn auf den Wein allein mag sie sich nicht verlassen. Aber jetzt gerade ist erstmal alles gut, denn die Person, Robbie Moore, singt noch ein Weilchen zu seinen liebevollen, schwermütigen Stücken des dritten Robot-Longplayers in der Dämmerung.
Ja, und wenn du dich in dieser Szenerie nun wiedererkannt hast und Pop-Musik und Menschen die Pop-Musik lieben, liebst, lässt sich hier (https://impressionberlin.com/) der nicht geringe Output von Robert Moore und seinem eigenem Label bestaunen – und natürlich auch die neueste Veröffentlichung erstehen.
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