Schon sein Name impliziert Selbstbewusstsein: Sam Himself schießt seine Songs auf „Never Let Me Go“ so selbstverständlich aus der Hüfte, als gäbe es nichts Einfacheres auf dieser Welt. Es ist das zweite Album des Schweizers Sam Koechlin, den es bereits mit 19 Jahren von Basel nach New York gezogen hat, um es dort als Profimusiker zu schaffen. Und auch für diesen Schritt brauchte es Durchsetzungsvermögen, um es am Ende wirklich hinzubekommen. Ein bisschen Namedropping gefällig?
Produziert hat Sam Himself das Album mit Daniel J. Schlett, der schon mit Iggy Pop und The War on Drugs im Studio war. Mastering-Engineer Greg Calbi ist vor allem für seine Arbeit für David Bowie und Bruce Springsteen bekannt. Im Studio an den Drums saß Chris Egan (Solange, Blood Orange) und den Bass zupfte Josh Werner (Ghostface Killah, CocoRosie).
Herausgekommen sind zehn starke Indie-Pop-Rock-Songs, die sich federnd leicht zwischen The Killers und The National bewegen und einen abwechselnd euphorisch auf die Tanzfläche oder grübelnd an die Bar ziehen. Alle getragen von Sams leicht heiserer Stimme, die einladend und bestimmt die Richtung vorgibt.
Im Interview mit einer Schweizer Zeitung erzählte Sam, er schreibe Songs immer in einer Stimmlage, die für ihn leicht zu hoch sei. Damit mache er sich besonders auf der Bühne «verwundbarer». Schon wieder ein Zeichen dafür, dass er es mit der Welt aufnehmen will und überzeugt davon ist, dass er gute Songs schreiben und performen kann.
„Never Let Me Go” beginnt schwungvoll mit den Up-Tempo Songs “Strangelove” und “Baby´s Eyes”, bevor es in “Golden Days“ mit traumhaften Soundscapes weitergeht, die zwar von Synthesizern getragen, aber von stoischen Drums immer wieder unterbrochen werden, zumindest die Aufmerksamkeit wandelt hin und her. Der Titeltrack “Never Let Me Go” zeigt die elektronischere Seite von Sam Himself’s Sound und „My Great Escape“ wird von akustischen Gitarren getragen.
“Mr. Rocknroll”, ich fühle mich sofort angesprochen, katapultiert mich schon beim ersten Durchgang zurück in den Kaiserkeller. Anfang der 90er meine musikalische Heimat in der Großen Freiheit 36, dort wurde zu den Sisters of Mercy, Danzig und später auch Nirvana „getanzt“. Aber der Song klingt nicht so angestaubt, wie diese Anekdote es jetzt vielleicht erscheinen lässt, eine passende aktuelle Referenz wären beispielsweise Future Islands.
Den Abschluss des Albums bildet das facettenreiche “You”, eine atmosphärische Melange aus trägen Rhythmen, weichen Synthesizern und zarten Gitarrenlicks – ein perfekter Schlusspunkt eines Albums, dass bereits beim ersten Hören eine eindrucksvolle Homogenität ausstrahlt. Das Zusammenspiel der lebhaften und abwechslungsreichen Instrumentierung und Sam´s authentischer Stimme verleiht dem Album einen Glanz, dem man nicht entkommen kann. Und warum sollte man auch?
„Never Let Me Go“ von Sam Himself ist bereits im Januar auf Taxi Gauche erschienen und Ende März könnt ihr die Songs auch auf den hiesigen Bühnen live erleben. Macht das mal!