SCHNIEKE – Geburtsstunde des Namen war eine Kneipennacht
Gleich vorab: Der Name Schnieke soll in einer legendären Kneipennacht entstanden sein, als Özgür von einem Freund die unverzichtbaren Berliner Wörter erklärt wurden. Der Begriff gefiel ihm so sehr, dass er prompt zur Inspiration für den Bandnamen wurde.
Schnieke ist hier nicht nur ein Name, sondern ein Statement! Dahinter verbirgt sich das beeindruckende Alter Ego des türkischen Multiinstrumentalisten Özgür Akgül. Mit „Hediye“ präsentiert er sein fulminantes Debütalbum, das in jedem Ton die Handschrift eines wahren Meisters trägt.
Alles, wirklich alles, wurde von ihm selbst komponiert, arrangiert und produziert. Und obwohl Özgür Akgül bei der Umsetzung von talentierten Mitmusikern unterstützt wurde, bleibt eines glasklar: Dieses Werk ist ein reines Instrumentalalbum – und genau das macht es so verblüffend einzigartig!
Ein Soundtrack für den Kopf
Der aus Istanbul stammende Künstler hat sich unter anderem als Komponist von Soundtracks für Spielfilme einen Namen gemacht. Vielleicht erklärt das auch, warum er komplett auf Gesang verzichtet hat. Denn wenn man die neun Tracks anhört, wird schnell klar: „Hediye“ ist nicht einfach ein Album, sondern ein grandioser imaginärer Soundtrack! Jeder Song ist eine Einladung, Bilder im Kopf entstehen zu lassen – mal träumerisch, mal packend, mal zutiefst bewegend.
„Aman Doktor“ ist eine liebevolle Hommage an seine Wurzeln, während „Pasali“ ursprünglich für einen Film geschrieben und später in der Instrumentierung verfeinert wurde. „Stampol“ feiert seinen Geburtsort Istanbul, und mit „Gayda“ bringt er uns den lebendigen, mitreißenden Roma-Sound näher.
„Kadioglu“ kommt aus der ägäischen Region und beinhaltet die spezielle Tanzform Zeybek. Auch wenn Zeybek heutzutage sehr standardisiert ist, zeugen die historischen Wurzeln des Tanzes von Ekstasen originellen Improvisationen und musikalischer Raffinessen. Der Zeybek hat seinen Ursprung in den aufständischen Milizen und Banditen der südwestanatolischen Bergregion.Der Titelsong schließlich, „Hediye“, ist eine liebevolle Widmung an seine Großmutter Hadiye – ein Moment voller Herz und Seele.
Hediye – ein Album, das mitreißt
Die türkische Folklore, die orientalischen und vorderasiatischen Einflüsse sind allgegenwärtig. Doch das Besondere: Akgül hebt diese Traditionen auf ein aufregend modernes Level! Elektronische Beats, Dub, Electro – erschaffen mit analogen Synthesizern und Drum Machines – treffen hier auf akustische Instrumente wie die Istanbul Strings, Orgeln und gelegentliche Bläser. Das Ergebnis? Eine atemberaubende Mischung, die Tanzflächen erobern kann und gleichzeitig tiefe Emotionen weckt. Diese Fusion aus Akustik und Elektronik ist schlicht genial: tanzbar, fesselnd, pulsierend, mitreißend. Melancholie, Euphorie, Dunkelheit und unbeschwerte Fröhlichkeit verschmelzen hier zu einem spektakulären Klanguniversum. Und immer wieder zieht uns fünfsaitige Geige mit ihrem leidenschaftlichen, unverwechselbaren Sound in ihren Bann.
Jeder, der seinen oralen Horizont mal erweitern möchte, kann mit Schnieke auf eine imaginäre Reise durch die verschiedene Stile gehen, die der Künstler mit seiner individuellen Identität und Kreativität kongenial interessant gestaltet hat.
Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.
Lagartija Nick.