Was in meiner musikalischen Sozialisation mit Bon Jovi (New Jersey) und Motley Crüe (Dr. Feelgood) Ende der 1980er begann, erreichte im Frühjahr 1991 seinen vorläufigen Höhepunkt: “Arise” von Sepultura war das härteste Gitarrenalbum, welches ich bis dahin gehört hatte. Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Kontakt. Wie immer ging es am Samstag zu WOM (World of Music) in den Keller des Alsterhauses am Hamburger Jungfernstieg. Schnell die Rock- und Metal-Neuheiten durchgegangen und an eine der nur sechs Abhörstationen. So hart kann also Metal sein? Wie geil. Seitdem hat mein Interesse für die Musik der Brasilianer nie nachgelassen, daher habe ich mich sehr darüber gefreut, dass das “Wheel of Fortune” meinen Namen ausspuckte und ich diese Sepultura Box besprechen darf.
“Sepulnation – The Studio Albums 1998 – 2009” enthält die Alben “Against”, “Nation”, “Roorback”, “Dante XXI” und “A-Lex, alle in halber Geschwindigkeit geschnitten, remastered und erscheint zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt wieder auf 180g-Vinyl. Zusätzlich enthält das “Roorback”-Album die seltene “Revolusong”-EP mit Coverversionen von Bands wie Devo, Exodus, U2 und Massive Attack. 8 LP´s harter Musik vom Feinsten also.
Warum es genau diese fünf Alben sind, ist schnell erklärt. Es sind die ersten mit Derrick Green als Shouter und die letzten vor dem Labelwechsel zu Nuclear Blast. Die Alben von “Against” über “Nation” bis hin zu “Roorback” bieten beim Wiederhören nach all den Jahren mehr Abwechslung als erwartet. Auf “Dante XXI” dreht sich alles um “Die Göttliche Komödie”, “A-Lex” nimmt sich den Buch- und Film-Klassiker “A Clockwork Orange” zur Brust. Mit Derrick Green nehmen die Hardcore-Einflüsse deutlich zu, sie geben dem musikalischen Gerüst von Sepultura damit aber vor allem auch neuen Schwung. Man könnte sich an dieser Stelle seitenweise über den Ausstieg von Max und später auch Iggor Cavalera auslassen. Mache ich aber nicht. Die ersten Soulfly Alben waren der Hammer und das machte die Sache für Sepultura nicht einfacher. Andreas Kisser und Paulo Jr. haben sich aber zu keiner Zeit von ihrem Weg haben abbringen lassen, sondern einfach immer weitergemacht.
“Nation” ist das erste gemeinsam mit Green geschriebene Album und entfernt sich erstmal vom klassischen Trash-Metal, mit dem Track “One Man Army” landen Sepultura fast beim Alternativ-Rock – Faith No More lassen grüßen. “Roorback” geht diesen Weg weiter, ist reduziert auf das Wesentliche und eine schlüssige Verbindung von New-School-Hardcore und Metal. 2006 erscheint mit “Dante XXI” das schon vierte Album in dieser Besetzung, und plötzlich war etwas (wieder) da. Komplex, brutal und back to the roots knattern sich Sepultura unerwartet zurück an die Trash-Metal spitze.
“Sepulnation – The Studio Albums 1998-2009” erscheint bei BMG und ist eine beeindruckende Zusammenstellung, die den Beginn der zweiten Phase der Band dokumentiert. Auch für Genre-Fans eine gute Gelegenheit, in das Werk des wohl größten brasilianischen Musikexports einzutauchen.
“Es ist eine Ehre und ein Privileg, ein Teil der Geschichte von Sepultura zu sein. Lang lebe die Sepulnation!”, so Frontmann Derrick Green.
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