Adagio 830 – das Label mit der Kaffekanne – schenkt uns hier wieder einen ein. Und was für einen! Sgurd knallen besser, als jede Koffeinbombe. Zur Ruhe kommen ist da nicht. Mit jeder Menge Feedbackgequietsche und in einem Höllentempo rattern die auf ihrer ursprünglich 2013 veröffentlichten, nun neu aufgelegten Debut – 7″ durch sechs Songs. Dabei gelingen Sgurd gleich zwei Kunststücke. Zum einen schaffen sie es, das Feedback als Stilmittel und nicht als Nervensäge einzusetzen. Zum anderen gelingt es ihnen, in einem Genre, das allmählich droht, sich selbst zu kopieren, doch noch frische Akzente setzen zu können. Sgurd machen Hardcore-Punk mit Crust-Anleihen in DIY-Manier. Punkt. Das machen in den letzten Jahren viele und man wurde ja geradezu überschwemmt vom Angebot. Auch wenn es dabei Gott sei Dank um alles andere, nur nicht um Konkurrenzdenken geht, so sollte man trotzdem mit irgendwas punkten können, um sich in kollektiver Erinnerung zu behalten. Sgurd punkten mit einer richtig guten Produktion. Das meint natürlich nicht Hochglanz, sondern DIY mit Druck und akzentuierten Instrumenten. Kein Brei und trotzdem DIY. Hach, was ein toller, weil passender Reim. Aber im Ernst: bei einer Musik wie dieser, in der die einzelnen Instrumente (bewusst) keine herausragenden Merkmale darstellen, ist eine gute und gleichzeitig rohe Produktion das Merkmal, welches die Spreu vom Weizen trennt. Und Sgurd sind eben gut und roh produziert. Oder eben noch besser, weil so richtig DIY: haben sich selbst gut und roh produziert. Klasse! Eine besondere Erwähnung verdient auch noch Sänger Dudu, weil er so unglaublich viel Energie und Angepisstheit in die Songs bringt und diese dadurch zusätzlich nach vorne pusht.
https://youtu.be/6r3Fpf9HWc4
Dann das Artwork. Das mag bei Außenstehenden ob seiner banalen Umsetzung womöglich nur ungläubiges Kopfschütteln bewirken, innerhalb des Genres aber durchaus gefallen. Auch hier DIY-Attitüde at it’s best. Und ganz wichtig: Insider*innen wissen dank des Artworks doch sofort, dass sie angesprochen sind, sich mit Sgurd zu beschäftigen. Trash als das Maximum an Reklame. Das gehört geradezu zum guten Ton in einer Szene, die sich per se außerhalb von Gewinnmaximierung und dem Verlangen, das eigene Produkt ganz nach vorne bringen zu müssen, bewegt. Das mit stumpfer Schere selbst zurechtgeschnippelte Textblatt samt düster-apokalyptischem Inhalt und hinten drauf dann die beteiligten Personen genannt, Songs aufgelistet und noch was mit kopflosem Gevatter Tod dargestellt. Das ist nichts Neues. Und doch kann es so wertvoll sein in einer Welt, in der das Streben danach, was ganz Besonderes zu sein oder darzustellen mitunter geradezu groteske Züge annimmt. So, bevor das hier nun aber zu sehr in eine Sozialstudie oder gar in eine philosophische Abhandlung mündet, ziehen wir ‘nen Schlussstrich und halten fest: Es ist doch toll, dass Hardcore-Punk unverkennbar Hardcore-Punk ist und bleibt und Sgurd einst einen soliden Erstling ablieferten, mit dem sie alle Freund*innen von den Youth Avoiders, High, Off!, Ruidosa Immundicia, Halshug, Torso, Suicidas, Ravage Fix und viele, viele mehr ansprechen. Für euch gibt es “The Beginning Of The End” z.B. hier.