40 Jahre Social Distortion! …hieß es als wir uns im November 2019 Karten für die im Jahr 2020 geplante Europa-Tour gekauft haben. Doch dazu kam es aus bekannten Gründen, auf die ich jetzt gar nicht weiter eingehen will, leider nicht. So kam es, dass die Tour erst nach 2021 und dann nach 2022 verschoben werden musste. Doch jetzt war es soweit und die Karten, die seit 2 Jahren mit anderen Artgenossen den Schrank hüteten, erfüllten endlich ihren Zweck und gewährten uns Einlass in das Haus Auensee in Leipzig wo wir neben Social Distortion noch Grade2 und Lovebreakers zu sehen bekommen sollten.
Schöne Location, denke ich mir als wir viel zu zeitig am Haus Auensee ankommen um einen der wenigen Parkplätze zu bekommen, und um vorher noch ein kaltes Getränk im hauseigenen Biergarten zu konsumieren. Perfekt. Jetzt können wir hier gemütlich sitzen, essen, trinken und warten bis 18 Uhr Einlass ist und: zu der Zeit schließt erst der Biergarten. Naja. Wie gewonnen so zerronnen, denn nach der ersten Runde Kaltgetränke sitzen wir, und dem Anschein nach auch viele andere Fans auf dem Trockenen. Nachdem ich es gerade so noch geschafft habe mir ein zweites Getränk zu holen, wird mir an der Essensausgabe mehr oder weniger freundlich mitgeteilt, dass der Biergarten an diesem Tag aufgrund einer Veranstaltung eher schließt. Ärgerlich, denn der Biergarten ist direkt angrenzend zum Einlass und somit wäre ein gutes Einkommen aufgrund der in der Sonne stehenden wartenden und durstigen Meute gesichert gewesen. Aber nicht weiter schlimm, so trinken wir mehr oder weniger ungestört aus, denn neben uns schließt ein eifriger Mitarbeiter bereits die ersten Tore. Das hinterlässt organisatorisch keinen guten ersten Eindruck. Schade.
Wir passieren nach einer kleinen Wartezeit den Einlass und besorgen uns erstmal etwas zu essen. Da wird dann direkt klar warum der Biergarten zumachen musste. Bekam man im Biergarten noch eine Mahlzeit für einen schmalen Taler, so habe ich hier am Schwenkgrill gerade 10€ für 2 nicht sonderlich gut schmeckende Würste in einem noch weniger gut schmeckenden Brötchen ausgegeben. Kein guter Start für den Konzertabend.
Nachdem wir uns von einer Gruppe verabschieden, mit denen wir uns am Einlass getroffen haben, da diese Rang- und wir Saalplätze haben, fangen auch schon die Lovebreakers an zu spielen. Naja. Trifft leider nicht meinen Geschmack und irgendjemand muss den Abend ja beginnen, denke ich mir und mache mich auf zum Merch-Stand von Social Distortion – mit der Hoffnung auf etwas Vinyl und Textil. Am Merchstand angekommen ist die Enttäuschung dann sehr groß, als ich merke, dass das angebotene Textil ziemlich teuer (T-Shirt 40€, Hoody 70€), das Vinyl nicht existent, dafür von Mike Ness unterschriebene Boxhandschuhe für einen schmalen Taler von 300€ bekommen kann. Nein kein Schreibfehler. Nochmal, kein guter Start.
Dann kommen Grade2 auf die Bühne und obwohl ich der Band nach ihrem Wechsel zu Hellcat Records und ihrem letzten Studioalbum „Graveyard Island“ kritisch gegenüber stehe, geben sie ab Sekunde 1 Vollgas und so schaffen sie es, das Publikum gut anzuheizen und sind ein mehr als würdiges Vorprogramm. Zwar werde ich immer noch nicht warm mit den neuen Stücken aber Spaß macht es trotzdem!
Dann ist es soweit: Nach dem der Saal dunkel ist und das Social Distortion Skelett die Bühne erhellt, betreten die fünf um Mike Ness die Bühne und der Saal kocht ab der ersten Minute. So kommt es, dass man den Sänger zu „Reach for the Sky“ kaum versteht da um einen herum alle das Lied lauthals mitsingen. Generell muss ich sagen das die Setlist an diesem Abend eine echte Wucht war, so bekam man ein gutes Portfolio des Schaffens von Social Distortion zu hören; mit Klassikern wie „I wasn’t born to follow„, „Dear Lover„, „Story of my Life“ oder „Prison Bound„. Auch an einem Cover hat man sich versucht. So war ich sehr positiv überrascht, als die ersten Töne von Chris Isaak’s „Wicked Game“ die Boxen verließen. Aber warum auch nicht? Das Lied passt überragend zu der Stimme von Mike Ness und man hat es auch mit deutlich mehr Druck gespielt, als es die Originalfassung zulassen mag. Und wo wir gerade schon bei Neuland sind: „Tonight“ hieß das erste neue Stück des Abends, was im typischen Social Distortion Gewand auf uns losgelassen wurde. So füllte Mike Ness eine Pause damit davon zu berichten, dass man im Oktober ins Tonstudio geht um eine neue Platte aufzunehmen. Endlich, denn das letzte Studioalbum „Hard Times and Nursery Rhymes“ ist mit seinem Releasejahr von 2011 eindeutig viel zu lange her. Mit der eigenen Interpretation von „Ring of Fire“ verabschiedete man sich und in mir macht sich Erleichterung breit. Der Abend der so hakelig begonnen hatte, wurde doch noch gut, denn Social Distortion haben mich live komplett überzeugt und ich freue mich jetzt schon darauf, das neue Album in den Händen zu halten.