Soko Linx. Müsste man nicht inzwischen schreiben “soko linksz”? Ach, das kommt ja im Titel dann “Auf die Fresze, fertig, los”.
Okay, ich hatte mir das Video reingezogen, welches sie vorneweg veröffentlicht haben. “Sehnsucht nach Retrotopia”
Fucking 9 Monate ist das schon her. Also die VÖ des Videos. Als Appetizer.
Platte jetzt auch schon seit 29.07. bei Bakraufarfita raus. Klar, ich hab die rechtzeitig vor Termin bekommen, was nutzt das bei mir schon. Manchmal. Sorry.
Ich hab mich ehrlich etwas schwer getan damit. SOKO Linx. War angewidert und begeistert zugleich. Was wollen die drei Menschen da in dem Video, mit diesem ekelhaft anbiedernden Poppunksound und dieser so krass ehrlichen, eingängigen, gar ohrwurmigen, nicht besser zu beschreibenden Erinnerung an ein Leben in der Deutschen Demokratischen Republik, von mir? Warum eine Anspielung zwischen konservativem “hach wir sind ja so kreativ” Fernsehserienbrei Soko Buxtehude und linksradikalem “wir gendern nicht nur, wir schreiben jetzt ‘x’ und ‘sz’ ” – Alleinstellungsmerkmalgesuche?
Na, das kann ja nur gut werden, wenn ich jetzt mal Seite 1 auflege und mir das ganze Machwerk zu Gemüte führen.
Nun, inzwischen sind ein Haufen Songs als Videos raus und so hangel ich mich mal, ob der visuellen Flut der Band, durch das musikalisch Oevre. Hier also der erste Song des ersten Longplayers – übrigens von Null auf Hundert, es gab vorher kein offizielles Demo – auf Seite 1:
Selbstironisch treten drei maskierte Männer in diesem Video auf und fordern zum (sinn-) vollen Nutzen von Pflastersteinen auf. Immer mit dem pädagogischen Mehrwert des nur wenig erhobenen Zeigefingers.
“doch was wir zerstören
darf nicht uns gehören”
Ich finds schrecklich; schrecklich lustig und ernst. Popmusik. Okay, kann man irgendwie für total gut finden, weil ja auch Schlager im Punkrock an klitzekleinen Stellen sein klitzekleines Nischlein, seine Berechtigung (durch Beharrlichkeit) bekommen hat.
Aber mit Punk hat das hier nichts, aber wirklich gar nichts zu tun – oder bin ich nur zu dumm, das zu hören? Zu spüren? Hear me, see me, feel me.
Es folgt “Demokratienpilzkultur” mit dem Sänger von 100 Kilo Herz, die auch Labelmates bei Bakraufarfita sind.
Hier gibts also ziemlich gut abgehangenen, einwandfrei gemischten Kartoffelpunk auf die Ohren. Das Bild der Demokratienpilzkultur erinnert mich an eine Folge Simpsons (Treehouse of Horror), in der Lisa zufälligerweise einen Bakterienstaat gründet in einem hohlen Zahn (oder so).
Das ist schon ziemlich schlau gedichtet, was da die Soko Linx abliefert!
Weiter gehts im Videoreigen, es folgt mit Song #3 dann schon das Liebeslied mit Zwinkerfaktor. Bin mir kurz nicht sicher, ob es mehr ein nervöses Zucken ist, jedenfalls: da ist dieser Kerl in Camouflage – ich kenn den, ihr auch?
Nach den herzerweichenden Ulalala-Chören und dem Happy-End am Ende der Inszenierung (hier muss man das Wort mit ‘sz’ schreiben), die mich hart an GZSZ (hier auch) erinnert, lassen sie mal, bildlich gesehen, einen Song nur auf dem Album zurück. Eventuell kommt das ja auch noch? Das
nächste Video ist auch der, momentan, aktuellste Shit:
Ich muss echt gestehen, dass mich der Text erstmal nicht interessiert, aus meinem Augenzucken wird ein wildes Rudern im Wohnzimmer. Die Anlage dreht plötzlich voll auf. Das ist mal ein geiler Beat, auf die Fresze!
Ich stelle an dieser Stelle eine Mischung aus Helmut Cool, Senor Karoshi und Blink 182 fest; okay, auch irgendwie was von den Toten Crackhuren im Kofferraum. Wer mir nicht glaubt, dasz es eine derart Mischung geben kann, musz sich diesen Scheisz wohl mal anhören.
Weiter geht’s, wir lassen wieder etwas vom Album aus, und es folgt eine wirklich klasse getextete Erinnerung an diesen repressiven Staat neben dem imperialistischen Pendant. Nun also eins, und so einige träumen davon, alte Verhältnisse wiederherzustellen.
Was sich erstmal wie Kinderreime à la haus/maus/raus anhört, ist allerdings eine ziemlich intelligent gedichtete, nach Verzückung schreiende, gnadenlos eindeutige Abrechnung!
Und ich mach jetzt mal schnell:”nur ein Verdacht”, Krimimusik von der Soko Linx, Spannungsbogen des Albums.
Die Band, die sich wohl 2019 in Connewitz zu Leipzig gegründet hat, singt natürlich auch über den eigenen Kiez. Volle Kanne Pogopunk – auf die Fresze, fertig, los – Mischung aus den Toten Hosen (ohoho) und den die Ärzte (lusztich), haha, dafür 18 Mal so schnell gespielt. “ihr habt hier nichts zu suchen”
Mein Lieblingssong, nach “Sorgenkind des Lebens”!
Und mit dem Dancetrack “muszichnich” kommt das, momentan, letzte Video. In Zusammenarbeit mit der Rapperin, Yetnundey und Unmengen für Kohle für die Produktion dieses Videos werden Miszstände und der strukturelle Rassismus bei Bundeswehr und Polizei besungen. Sehr sehr gut.
Guter Song, super Text, toller Gastbeitrag UND visuell ein klasse Video!
Eine mutige und bunte, eine auszergewöhnliche und runde, ja, Scheibe, werfen die drei maskierten Männer von SOKO Linx in den oft so luftleeren Raum zwischen Punk und Rap. Beim ersten Mal Hören noch irgendwie eine halbwegs irre zusammengestellte Tracklist, ergibt sich schon ein Bild, je öfter man das hört.
Die drei sind in in einen Humortopf gefallen, was man nicht nur in der Dichtung, sondern auch im Artwork wiederfinden kann. Auf Seite 1 des LP großen Booklets ist ein Rezept für Kartoffelsalat mit Radieschen, guten Appetit.
Gatefoldcover, mit Booklet, Prägedruckcover mit Relieflack. Leider haben meine Fettgrabscher schon Spuren auf dem schwarzen Cover hinterlassen. Fuck.
Wie kriegt man die wieder weg, ohne das Cover nachhaltig zu beschädigen oder dafür zu sorgen, dasz die Bullen meine linksradikale Plattensammlung nicht benutzen können? Ich kratz mir meine eigentlich regelmäßig ab.
Dann haben sie ja meine Fingerabdrücke.
SOKO Linx lässt mich Gedankenverloren zurück.
Gibt es direkt beim Label Bakraufarfitia oder sicher auch bei:
JPC