So, Urlaub ist rum und erst mal ‘Tschuldigung an Das Pack aus Hamburg, dass ich einen Aufenthalt in Frankreich der fristgerechten Rezi von “Die Kernseife der Medaille” vorgezogen habe. So ein bisschen savoir vivre muss eben auch mal sein. Wieder zuhause angekommen, geht das savoir vivre doch gleich in eine erfolgreiche Verlängerung. Mit ihrem neuen Album liefert mir das 2008 gegründete Trio ein bisschen Genuss frei Haus. Ach was, was heißt da ein bisschen. Schon beim ersten Hördurchlauf wirkt “Die Kernseife der Medaille” wie das frischeste Sommer-Sonne-Gute Laune-Album, seit ich Mitte der 90er “Uuaarrgh!” von WIZO gehört habe. Nur war ich damals 14 und heute bin ich 40! Im Gegensatz zur Platte mit Pferd, funktioniert die Platte mit seifiger Affenkralle trotz des gehobenen Alters und dem damit eingekehrten Ernst des Lebens jedoch auch in dieser Lebensphase bestens.
Warum? Nun, Das Pack mag uns zwar auf ähnlich blödelnd-ernste Weise unterhalten, was allein schon das etwas platte Wortspiel im Albumtitel bezeugen mag, versteht es dabei aber auch mit Bravour, so wichtige Neuigkeiten wie “Ich habe mich nicht so gut ernährt in letzter Zeit” in ein qualitativ hochwertiges musikalisches Allerlei zu verpacken. Das Pack ist sich wirklich für nichts zu schade! Ob ein System Of A Down-Gedächtnisriff in “Von oben”, Polka meets ein augenzwinkerndes NuMetal-Riff in “Sei nicht so”, oder einfach eine simple Poppunk-Akkordfolge wie im Opener “Ein Toast”, die mich instant an The Offspring denken lässt, Das Pack macht das richtig gut und eben voll auf Entertainment.
So gewagte Symbiosen verschiedenster Musikstile in Kombination mit deutschen Lyrics kennt man hierzulande eigentlich nur von der besten Band der Welt, den Die Ärzte. Die beste Band der Welt möge Das Pack mit “Die Kernseife der Medaille” zwar nicht ganz werden, sie sägen aber eifrig am Thron der Berliner Institution. Für die beste Band Hamburgs reicht es aber schon jetzt allemal. Und somit schickt sich Das Pack mit ihrem auf Arising Empire veröffentlichten Neuwerk an, heißer Kandidat für die Platte des Jahres zu werden. Frisch, fromm, fröhlich, frei. Tut auch mal gut in solch schwierigen Zeiten!
Nun mögen die bisher als Referenz genannten Bands allesamt längst dem Mainstream angehören und womöglich schickt sich Das Pack mit “Die Kernseife der Medaille” auch an, auf diesen abzielen zu wollen. Ganz böse Zungen könnten der Platte wegen der beschriebenen Machart von Musik und Text gar einen J.B.O.-Charakter nachsagen. Ich dagegen sage, Das Pack ist gekommen, um uns alle zu unterhalten, jedoch nicht, um auch allen gerecht zu werden. Das Pack verbietet sich des Erfolges willen nicht die eigenen Ideale – und könnte dennoch erfolgreich werden. Diesen Ansatz finde ich richtig gut!
Die Platte selbst ist in schicker Farbe – rosa mit Schlieren – gepresst. Verpackt in ebenso schicker, mit Texten und Linernotes bespickter, Innenhülle. Das Coverartwork zeigt die bereits angesprochene Affenklaue. Bleibt die Frage, ob es das in dieser gehaltene Stück Seife mit eingraviertem Emblem der Band tatsächlich als Merch-Artikel gibt? Das wiederum werde ich hoffentlich in Erfahrung bringen können, wenn Das Pack im Oktober in Stuttgart gastieren wird. Habe nämlich angesichts des Hörgenusses auf Platte mächtig Bock, die Band auch live zu erleben. Die Ohren sind dank “Die Kernseife der Medaille” jedenfalls schon mal reingewaschen. Euer Stück musikalischen Reingenuss könnt ihr euch am besten bei der Band selbst besorgen.