Sounds of New Soma – Eine musikalische Hommage an einen vergessenen Pionier
Mit ihrem dreizehnten Album „The Story of Sam Buckett“ begeben sich Sounds of New Soma auf eine klangliche Reise zwischen Vergangenheit und Zukunft, Realität und Fiktion. Das deutsche Duo, bestehend aus Dirk Raupach und Alexander Djelassi, verbindet Krautrock, Space- und Psychedelic-Rock mit elektronischen Elementen und Ambient-Soundscapes zu einem einzigartigen Klangkosmos. Und Kosmos darf man wörtlich nehmen, diesmal dient ihnen die nahezu vergessene Geschichte des US-Wissenschaftlers Sam Buckett als Ausgangspunkt für ein Konzeptalbum, das sich mit seinen visionären Ideen zur bemannten Raumfahrt befasst.
Ein vergessener Pionier der Raumfahrt
Sam Buckett war ein US-Wissenschaftler der 1920er Jahre, der sich intensiv mit der Möglichkeit bemannter Raumfahrt beschäftigte – zu einer Zeit, als der Gedanke an Reisen ins All noch als utopische Fantasie galt. Seine Forschungen wurden von der Wissenschaftsgemeinschaft und der Regierung nicht ernst genommen, und seine Ideen galten als irrational. Trotz der Ablehnung setzte er seine Arbeit in einem geheimen Labor in Rhode Island fort, wo er mit einem kleinen Kreis von Vertrauten Methoden für interstellare Reisen entwickelte. Das Projekt gipfelte 1929 im Bau eines Raumschiffs namens „Quasar“.
Doch Buckett sollte nie für seine bahnbrechenden Forschungen Anerkennung erhalten: Im März 1929 startete er mit dem „Quasar“ ins All – und verschwand spurlos. Seine wenigen Mitstreiter bewahrten Stillschweigen, und mit der Zeit geriet sein Name in Vergessenheit. Bis heute gibt es keine gesicherten Hinweise darauf, was mit Buckett geschah.
Musikalische Umsetzung eines kosmischen Rätsels
Diese geheimnisvolle Geschichte greift Sounds of New Soma in „The Story of Sam Buckett“ auf und setzt sie in zwölf Tracks voller psychedelischer, sphärischer Klänge um. Schon der Opener „Rhode Island“ entführt den Hörer mit Synthesizern und hypnotischen Rhythmen in die 1920er Jahre, wo Bucketts Experimente begannen. „Higgs-Bosonometer“ lässt mit flirrenden Soundscapes und elektronischen Sequenzen Erinnerungen an die Berliner Schule wachwerden, während „Quasar“ mit floydianischen Gitarrenflächen und Krautrock-Grooves die große Stunde der Raumfahrtvisionen einläutet.
Die musikalische Reise bleibt abwechslungsreich: „Bakku-Shan Dinner“ überrascht mit loungigen Saxophon-Elementen, „Antineuralring“ entfaltet mit minimalistischer Eleganz eine hypnotische Sogwirkung, und „Toenivornia“ entwickelt sich zu einem tranceartigen Klangtrip. Stücke wie „Nahpunkt“ oder „Liquide Gravitation“ zeigen erneut, wie geschickt Sounds of New Soma Krautrock mit experimenteller Elektronik verbindet.
Besonders spannend ist die erzählerische Struktur des Albums: Obwohl weitgehend instrumental, wird die Geschichte durch Soundeffekte, Sprachsamples und die gezielte Auswahl der Songtitel greifbar. Der rote Faden bleibt bewusst fragmentarisch – genau wie Bucketts Geschichte selbst, die eher aus Vermutungen als aus gesicherten Fakten besteht.
Limitierte Vinyl-Edition: Ein visuelles Highlight
Wie schon frühere Veröffentlichungen von Sounds of New Soma erscheint „The Story of Sam Buckett“ in einer sorgfältig gestalteten, streng limitierten Vinyl-Edition bei Tonzonen Records. Nur 300 Exemplare wurden gepresst – auf rot-gelb-schwarzem 180g-Vinyl, das an fließende Lava erinnert, wenn es sich auf dem Plattenspieler dreht. Auch das Artwork des Albums verdient besondere Aufmerksamkeit: Die Collagen und surrealen Bilder spiegeln die mysteriöse und kosmische Thematik der Musik perfekt wider.
Ein Werk zwischen Science-Fiction und Realität
Mit „The Story of Sam Buckett“ schlagen Sounds of New Soma eine Brücke zwischen historischen Begebenheiten und spekulativer Fiktion. War Sam Buckett wirklich ein vergessener Pionier der Raumfahrt? Oder ist seine Geschichte eine faszinierende Legende, die sich mit der Zeit verselbstständigt hat? Das Album gibt keine klaren Antworten – es lädt vielmehr dazu ein, sich selbst auf eine klangliche und gedankliche Reise zu begeben.
In ihrer bisherigen Diskografie haben sich Sounds of New Soma immer wieder mit visionären Persönlichkeiten befasst. So widmeten sie bereits ihr 2019 erschienenes Album „Nachdenken über Rolf-Ulrich Kaiser“ dem sogenannten Godfather of Krautrock. Mit ihrem neuen Werk richten sie nun den Blick auf einen Mann, der vielleicht die Welt hätte verändern können – wenn ihn die damalige Wissenschaft ernst genommen hätte.
TURN OUT TURN IN PSYCH OUT
SOUNDS OF NEW SOMA (Homepage)
Fazit: Ein Muss für Fans experimenteller Klangwelten
„The Story of Sam Buckett“ ist kein Album für den Mainstream. Es ist eine Hommage an einen Außenseiter, umgesetzt mit einer faszinierenden Mischung aus Psychedelic-, Space- und Krautrock sowie Ambient-Elementen. Sounds of New Soma gelingt es, eine dichte Atmosphäre zu erschaffen, die den Hörer durch Zeit und Raum führt.
Für Liebhaber experimenteller Musik und Fans von Bands wie Tangerine Dream, NEU!, Can oder Pink Floyd ist dieses Album ein echtes Highlight. Es zeigt einmal mehr, dass Krautrock und Space-Rock noch lange nicht aus der Zeit gefallen sind – sondern in ihrer zeitlosen Art immer wieder neue Geschichten erzählen können.
Mit „The Story of Sam Buckett“ haben Sounds of New Soma nicht nur einen faszinierenden Mythos musikalisch verarbeitet, sondern auch eines ihrer bisher spannendsten Alben geschaffen. Wer sich darauf einlässt, begibt sich auf eine außergewöhnliche Klangreise, die noch lange nachwirkt.
Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.
Lagartija Nick.