Es ist Sommer 2022. Zumindest in Europa. In Australien dagegen? Winter! Und in ihrem australischen Winter haben Spacey Jane im Juni 2022 ihr Album “Here Comes Everybody” herausgebracht, so ganz nebenbei nach all den Querelen der vergangenen Jahre. Was war passiert? Corona! Und Corona zum Trotz haben sich Spacey Jane dazu entschieden, ein Album zu schreiben und aufzunehmen!
Mit “Here Comes Everybody” haben sie es geschafft, die Stärken ihres Debüts “Sunlight” aus 2020 in das neue Album einfließen zu lassen um diese dann aber nochmal etwas weiterzuentwickeln. Für die, die erst den Einstieg mit der vierköpfigen Band machen und sie vorher nicht kannten, reicht der Einstieg ins Album völlig aus, denn “Here Comes Everybody” ist die bessere Version ihres Debüts.
Der Opener “Sitting Up” eröffnet das Album mit dem unverwechselbaren Indie-Rock-Sound der Band. Frontmann Caleb Harpers Gesang erhebt sich über schimmernde Gitarrenarbeit, während einprägsame Melodien die Texte des Songs zum Leben erwecken. Der Song thematisiert die unangenehmen Gefühle, die man hat, wenn man seinen Platz in der Welt in Frage stellt und sein wahres Ich vor den Menschen um einen herum versteckt. Für “Lunchtime” hat sich die Band den Grammy-prämierten Produzenten Rich Costey (The Killers, Phoebe Bridgers) ins Boot geholt, der den hellen und treibenden Sound des Songs, in dem es darum geht, das Leben an sich vorbeiziehen zu lassen, mit treibenden Percussions und Harpers eindringlichem Gesang kombiniert.
“Lots Of Nothing” zeigt im Songwriting mehr und mehr das Älterwerden und die selbstbewusstere Herangehensweise eben an das Songwriting Harpers, indem er seine innersten Gedanken offenlegt, damit man sich als Zuschauer*In und Zuhörer*In verstanden fühlt, weil wir doch alle irgendwie immer das Gleiche fühlen und denken. Dies setzt sich in “Haircut” fort, wo er den Finger in die Wunde legt und sagt, wie wir uns selbst verändern, um anderen zu beweisen, dass wir in Ordnung sind und persönliches Wachstum erfahren.
Die Platte hat ihre ruhigeren Momente mit “Clean My Car” und “It’s Been A Long Day”, wobei beide Tracks tiefgründigere Texte bieten, die das Leben nach dem Ende einer Beziehung erkunden. In “It’s Been A Long Day” werden unausgesprochene Worte an einen geliebten Menschen geäußert, der im Moment nicht in der Lage ist, die richtigen Worte zu finden, während “Clean My Car” von den alltäglichen Aktivitäten des Lebens handelt, während man versucht, nach vorne zu schauen. “Bothers Me” bringt einen Hauch von Brit-Pop mit sich, bevor es sich wieder in gedämpften Indie-Rock verwandelt, der in “Not What You Paid For” mündet. Mit dem abschließenden “Pulling Through” sendet die Band eine letzte Botschaft der Liebe und Unterstützung, mit ermutigenden Texten, die sich wie die Umarmung eines alten Freundes anfühlen, und einer Pfeifmelodie, die sicher für einige von euch im Ohr bleiben wird.
Kleiner Fakt am Rande: Harper hatte bereits vor der Veröffentlichung ihres Debüts “Sunlight” im Jahre 2020 mit dem Schreiben der Songs zu “Here Comes Everybody” begonnen. Ich denke, daher klingt es auch stilistisch gleich, ist aber nicht gleich, wenn man sich die Instrumentierung genauer betrachtet, die sich von “Sunlight” zu “Here Comes Everybody” deutlich verbessert hat. In den Texten werden sowohl globale Themen, die die jüngere Generation betreffen, angesprochen, es gibt aber auch Songs, die Trost spenden können.
Das Album ist nett – nicht mehr, nicht weniger. Das Rad haben sie damit nicht erfunden. Und es bleibt abzuwarten, ob Spacey Jane ihre Musik weiter ausbauen können und üppiger werden. Eine spannende Band ist es dennoch und ich freue mich auf alles was kommt.
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Viel Spaß beim Hören und Entdecken!