“Ob Regen oder Sonnenschein -man ist es schön wieder hier zu sein” Endlich wieder Festival. Ein besseres Zitat als dieses von OXO86 gibt es für den Anfang zu diesem Beitrag einfach nicht. Punkt. Denn es war endlich wieder soweit und das Team des Störfaktor Festival hatte am Wochenende vom 07.-10.07.2022 nach Absagen für 2020 und 2021 zur mittlerweile schon 12. Ausgabe ihres kleinen, lieblichen und trotzdem mit großen Namen bespickten, gleichnamigen Festivals geladen. Im folgenden Beitrag geht es also nicht explizit um einzelne Bands sondern um das Störfaktor Festival im Ganzen und da gibt es eine Menge zu berichten.
Fangen wir doch bei der Location für das 12. Störfaktor Festival an – den Flugplatz Zwickau. Was für ein tolles Stückchen Erde für dieses tolle kleine Festival. Hier bekommt man eine gute Anbindung zur nahen A72, eine gute Anbindung zum ÖPNV und darüber hinaus auch noch ein echt niedliches Gelände. Hinfahren, ankommen. Direkt bei der Ankunft wird einem bewusst wie besonders dieses Festival ist, denn um auf den Zeltplatz zu gelangen fährt man über das eigentliche Festivalgelände, direkt vorbei an Hauptbühne, Zeltbühne, Merchandise Ständen und anderen. Hab ich so noch nicht gesehen, finde ich aber niedlich. Und dann steht man da auf dem Zeltplatz und bemerkt direkt etwas was das Störfaktor für mich so einzigartig macht: Ruhe. Was ich da schreibe fragt ihr euch? Auf einem Punkrock Festival Ruhe? Ja! Denn da ist direkt einer der großen Pluspunkte des Festivals: hier wird das miteinander noch groß geschrieben. Egal wo man hinsieht, keiner versucht sich zu profilieren, keine übergroßen und stinkigen Not-Strom-Aggregate und keiner nervt den anderen, bis auf ein Punk der das ganze Wochenende lauthals schreiend über das Festivalgelände läuft, aber von allen nur mit einem wohlwollenden Lächeln weitergeschickt wird. Generell muss ich sagen, dass das Störfaktor in vielerlei Hinsicht anderen voraus ist. Denn anstatt nur von Diversität, Offenheit und anderen längst überfälligen Werten zu sprechen packt man hier direkt an. Das ist das erste Mal, dass es mir auf einem Festival-Gelände überflüssig erscheint, dass es ein Awareness-Team gibt, nicht weil das nicht wichtig ist, sondern weil ich der festen Überzeugung bin, dass es hier zu keinerlei Übergriffen kommt, ganz egal ob diese nun sexistischer, homophober oder sonst irgendeiner unbegreiflichen Form entspringen. Und wenn, dann ist man hier ganz klar am falschen Platz. Denn bereits am Einlass bekommt man in Form eines großen Hinweisschild deutlich gesagt, was auf diesem Gelände von solchen Sachen gehalten wird. Aber wie ich bereits sagte, sind das nicht nur hohle Phrasen, so gibt es auch im Bandsektor eine, zu anderen Festivals fast erdrückende, Summe an Bands, die Diversität verkörpern. Um hier mal ein paar Beispiele zu nennen fallen mir da spontan Lifecrusher, The Bloodstrings oder Fatigue ein. Da können sich ein paar größere Festivals noch eine Scheibe abschneiden finde ich.
Gekonnte Überleitung, also kommen wir doch mal zum Eingemachten: Was spielt denn so auf dem Störfaktor Festival? Kurz erklärt, so ziemlich alles, was das Punkrocker-Herz schneller schlagen lässt. Neben den Headlinern der diesjährigen Ausgabe Moscow Death Brigade, Nichts, COR und Toxoplasma spielten viele für mich unbekannte Bands, die es aber geschafft haben, sich ins Gedächtnis zu brennen und das ist ein weiterer großer Pluspunkt des Störfaktor Festivals. Hier kann man seinen Horizont mal erweitern und bekommt nicht die ewig gleichen Bands vorgesetzt. Habe ich bei der letzten Ausgabe noch Bull Brigade für mich entdeckt, so werde ich nach der diesjährigen Ausgabe beispielsweise Lifecrusher weiter verfolgen. Die boten ein fettes treibendes Hardcore-Brett was mit einer erfrischenden Kombination aus schnellen Trash-Metal ähnlichen Parts, zum Two-Step anregenden Parts und finsteren, schleppenden Riffs zu überzeugen wusste. So sehr, dass ich doch sehr enttäuscht war, dass eben diese keine Schallplatten zum Verkauf hatten. Weiterhin zu erwähnen ist da definitiv Tear Them Down, die mir nach dem Review von meinem lieben Kollegen Sebastian (hier geht´s zum Review) noch ein Begriff waren und Live derart zu überzeugen wussten, dass ich mich direkt mit LP, EP und Shirt ausgestattet habe. Weitere positiv zu erwähnende Bands sind da definitiv: Jodie Faster, The Feelgood McLouds oder War with the Newts. Da sind die Headliner tatsächlich für mich etwas in den Hintergrund geraten, was aber lediglich am persönlichen Geschmack liegt, denn die Stimmung zu Moscow Death Brigade, COR oder Nicths war definitiv sehr gut.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte über die Verpflegung auf dem Gelände verlieren, auch wenn das ein eher kurzes Unterfangen wird, denn hier gibt es schlichtweg nichts zu beanstanden. Was ich probiert habe war schlichtweg gut, egal ob das die veganen Burritos oder Pommes von Kitchen Riot waren, oder die Getränke von alkoholfreiem Bier über Sterni zu Fassbier, Cocktails und selbstgemachten Mexikaner oder Rhabarberschnaps. Selbst an Fleischliebhaber wurde gedacht in Form eines Grillstandes, der die üblichen Klassiker verkauft hat. Hier möchte ich noch hervorheben, dass die Preise unschlagbar sind und ich mich frage ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre die Preise etwas anzuheben. So bekam man Sternburg für 1,50€ , Fassbier für 3€ und 0,5l Cocktails für 5,50€. Ein feuchter Traum im Punkrock-Schlaraffenland.
Fazit:
Mit mir hat das Störfaktor Festival spätestens ab diesem Jahr einen Stammkunden gefunden. Zwar sind die Ticketpreise gestiegen, aber das ist anhand der steigenden Preise für Bands, Technik und den ganzen anderen Kram zu verkraften. Das Geld, was man da mehr ausgibt, spart man aber spätesten am Bier- oder Cocktailstand ein. Ich kann nur hoffen, dass man dieses Festival noch sehr lange auf der Landkarte findet. Alles andere wäre sehr schade!
Wer jetzt angetan ist von diesem Beitrag dem sei gesagt, dass er doch gleich den 06.-08.07.2023 dick im Kalender markieren kann. Denn da findet die 13. Ausgabe des Störfaktor Festival statt und ich hoffe, dass sich das Festival etwas mehr rumspricht und man nächstes Jahr nicht mit Sorgenfalten das Wochenende beenden muss. Die ersten Bands für nächstes Jahr stehen mit FCKR, Krav Boca, 1982, Notgemeinschaft Peter Pan und Enraged Minority auch schon fest und in mir macht sich jetzt schon Vorfreude breit!
P.S.: Danke für das Bilder machen und bereitstellen an laut-geknipst.de!