Neulich im Interview mit einem Punkmusiker: “Hauptsache, nicht Indie! Das war ja immer schon mehr eine Beleidigung als ein Genre.” Nun, das mag aus Punker*innen Sicht schon so sein, schließlich verkörperte der Begriff Indie unter Punkern und Punkerinnen schon immer alles, was verpönt war, die Anhänger gleich mit inbegriffen. Wer sich allerdings nicht nur so oberflächlich und inflationär wie der Drogeriemarkt Müller mit dem Begriff Indie auseinandersetzt, sondern ihn lebt, sich mit ihm identifiziert, kann darüber womöglich nur müde lächeln.
Zu dieser Gattung zähle ich Sebastian Eggerbauer aka Telquist aus Regensburg. Schon nach wenigen Takten seines neuen Werks “Wild Haired”, veröffentlicht von Blickpunkt Pop, machen sich so dermaßen viele Assoziationen zu bekannten Trademarks breit, das geht gar nicht anders, als das mit Indie zu überschreiben. Mir schießen instant die famosen Eels durch den Kopf und ich muss unweigerlich an JMascis denken, dessen Stimme und Art zu singen der des Herrn Eggerbauer doch schon sehr ähnlich sind. Und dazu dann noch das Erinnern und das dazugehörige Schmunzeln an einen ganz bestimmten Song. Keiner sang jemals so freudestrahlend davon, ein Loser zu sein, als Beck in seinem gleichnamigen Überhit. Die musikalische Stimmung und Herangehensweise dieses Songs findet sich bei Telquist wieder. Irgendwie.
Nun mag sich darüber streiten lassen, ob die genannten Beispiele überhaupt Indie sind, oder ob ich denen jetzt im Sinne des oben zitierten Punkers nicht auch zu nahe trete, ihnen gar Unrecht tue. Also, beim Drogeriemarkt Müller sind die auf jeden Fall Indie! Und sollte jemand meine – womöglich zu oberflächliche – Einordnung tatsächlich als Beleidigung interpretieren, so würde dies auch bedeuten, dass dieser Jemand den Begriff Indie tatsächlich auch eher als Schimpfwort, denn als Fachbegriff wertet. Der- oder Diejenige muss jetzt raus, denn meine Ferndiagnose steht: Telquist ist Indie! In allen Facetten. Mal laut, mal leise, mal Party, mal nachdenklich, mal euphorisch, mal melancholisch. Zur Ferndiagnose kommt eine (mutige) These: Gerade durch diese große Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten konnte, was als Indie bezeichnet wird, einst zum großen Siegeszug ansetzen. Telquist beherrscht diese Bandbreite und hat es nicht nur deshalb auch verdient, mit Erfolg gekrönt zu werden.
Zwar haben Telquist ein festes Line-Up für Livekonzerte, doch für die Kompositionen der elf Songs zeichnet Sebastian Eggerbauer alleine verantwortlich. Produziert hat er “Wild Haired” dann zusammen mit Mario Fartacek. Dafür musste er lediglich ein paar Kilometer weiter die Donau runterschippern und in Wien wieder aussteigen. Ausgerechnet in Wien. Kann das Zufall sein, wo doch gerade aus Wien ein paar richtig gute Vertreter des Indie-Genres kommen? Man denke nur an die großartigen Sex Jams.
Wie dem auch sei, das Artwork von “Wild Haired” wird von der Farbe Pink dominiert. Und das passt, spiegelt der Farbton doch die Leichtigkeit und die Harmonie der Platte wieder. Vorne drauf dann Sebastian Eggerbauer in mehrfach verschrobener Form, den Albumtitel darstellend. Auch passend, steht dies doch für den aufwirbelnden Part der elf Songs. Der Platte, ebenfalls pink, liegt eine Postkarte bei und sämtliche Texte sowie Linernotes sind auf der übersichtlich gestalteten Innenhülle abgedruckt. Eine runde, weil prima hörbare und ansehnliche Sache ist das.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |