Einst schrieb Howe Gelb mit seiner Band Giant Sand Musikgeschichte. Das besondere war, dass Giant Sand ein mitunter recht spießig anmutendes Musikgenre wie den Roots Rock, oder etwas pfiffiger klingend: Americana, grenzüberschreitend bearbeitet haben. Klassische Trademarks des Genres wurden ignoriert, zerpflückt, übergangen, ohne dabei den Ursprung zu vergessen oder gar zu veräppeln.
Gemeinsam mit dem in Antwerpen ansässigen The Colorist Orchestra und der US-amerikanischen Folk-Sängerin Pieta Brown überschreitet Howe Gelb nun abermals Grenzen. Dieses mal allerdings auf Initiative der beiden Masterminds des Orchestras, Kobe Proesmans und Aarich Jespers. Deren Ansatz ist es seit jeher, mit gemeinhin eher als ungewöhnlich erscheinenden Künstler*Innen zusammen zu arbeiten. Dabei ist das Colorist Orchestra selbst alles andere als ein gewöhnliches seiner Art. Durch den Einsatz herkömmlicher Instrumente in Kombination mit selbst gebauten Klangerzeugern entsteht fast schon logischerweise ein Klangteppich, der das Handelsübliche übersteigt. Dabei überlässt das Colorist Orchestra das Endergebnis keinesfalls dem Zufall. Die Songs werden geschrieben, arrangiert und akribisch geübt, fast möchte man sagen, so wie sich das gehört. Somit traten Proesmans und Jespers mit fertigen Stücken an Gelb heran, wobei sie sich beim Schreiben dieser an dem Sound von Giant Sand orientiert haben, um den Meister auch von einer Zusammenarbeit überzeugen zu können.
Wir haben also den grenzüberschreitenden Howe Gelb, zusammen mit dem grenzüberschreitenden The Colorist Orchestra. Die einzig “Normale” in diesem Haufen scheint Pieta Brown zu sein. Sie allein kann diesen Wahnwitz jedoch auch nicht verhindern, bereichert ihn dafür aber ungemein. Im Gesamtergebnis ergibt das dann zehn Kompositionen, die spannend, herausfordernd, avantgardistisch, jedoch nicht den Boden unter den Füßen verlierend und schlicht und ergreifend einfach nur schön sind. Ach ja, und qualitativ hochwertig, das sind sie auch noch. Hier sind keine Stümper*Innen am Werk, was dem/der Hörer*In trotz der eben beschriebenen Herausforderung irgendwie ein gewisses Maß an Sicherheit bietet.
An Tom Waits muss ich denken. An Captain Beefheart auch. An Calexico, mit denen Howe Gelb schon immer in Verbindung zu bringen ist, sowieso. Und dann setzt Pieta Brown ein und strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, zeigt mir, dass es noch nicht zu spät ist. Um den Namen des Projekts wenigstens einmal in voller Länge zu nennen: The Colorist Orchestra & Howe Gelb ft. Pieta Brown bieten uns auf “Not On The Map” eine musikalische Herausforderung, auf die es sich einzulassen aber absolut lohnt. Zu entdecken gibt es Vieles und hat man dies geschafft, so könnte die Platte eines schönen Tages auch der bloßen Unterhaltung dienen. Dauert zwar noch ein bisschen, ich lasse mich aber gerne darauf ein…
Dangerbird Records liefern uns das schwarze Vinyl seit dem 26. November und in schlichtem, aber trotzdem wirkungsvollen Pappschuber. Die bedruckte Innenhülle zeigt die Akteur*Innen in ebenso wirkunsgsvollen schwarz/weiß – Bildern bei der Arbeit. Alles in allem ein schönes, jedoch nicht zwangsweise alltagstaugliches Gesamtkunstwerk. Es gibt ja aber auch noch die Tage außerhalb des Alltags. Und diese sind bekanntlich umso wertvoller!
Erwerben kann man “Not On The Map” z.B. hier:
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
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Label: | Keine Daten vorhanden |