Erdiger Rocksongs und relaxte Midtempo-Jams
The Commoners greifen gleich zu Beginn von “Restless” mit “The Devil Tessin’ me” kraftvoll in die Saiten, so dass die Südstaatler erschreckt aus dem Schaukelstuhl auf der Veranda aufschrecken, sich verwundert Augen und Ohren reiben, was das aus dem Radio klingt. Es sind fünf Kanadier aus Toronto, die den Nachbarn zeigen müssen, wie Southern Rock klingen muss.
Auch der zweite Song “Shake you off” klingt, als hätte man beim örtlichen Rodeo Red Bull in den Bourbon gekippt. Der Beat, der weibliche Chorgesang und die hingerotzten Riffs, wollen die Erinnerungen an die Person im Song abschütteln. An alle da draussen: “Shake you off” ist der Blue Print für Power Rock vom Feinsten. Wäre “Restless” nach dem Song schon zu Ende, hätte so mancher Hörer vor Begeisterung schon den nächsten Flug in Richtung Südstaaten gebucht.
Auf “Restless” dominierte ein Power-Rock, den Rival Sons oder The Black Crowes zu ihren besten Zeiten auch nicht besser eingespielt haben. “Shake You Off“, “Gone Without A Warning“ und auch “Who Are You“ grooven staubig im flotten Tempo, mit energischen Gitarren und treibendem Klavier- und Orgelspiel. Fast hört man dem Wolf vom Plattencover in der Ferne heulen.
Aber The Commoners können auch Midtempo. Was häufig belanglos mit Hang zum Langweiligen daherkommt, veredelt die Band mit Songs wie “The way I am”, “Who are you” und dem Titeltrack “Restless”. Hier punkten The Commoners mit der Charakterstimme des Sängers, die dermaßen an Lou Gramm von Foreigner zur “Dirty White Boy”-Ära erinnert, während sich der Rest der Kapelle in einen erdigen, staubigen Rausch spielt.
Es sind diese Midtempo-Songss und akustische Balladen, die keine Langeweile aufkommen lassen. Die Singleauskopplung „See You Again“ ist dem Vater von Drummer Adam Cannon gewidmet und schlägt ebenso wie das Schlusslicht „All That We Have“ eine sentimentale und nachdenkliche Richtung ein, während das bluesig angehauchte, angsterregende „Body And Soul“ mit einer eindrucksvollen, nörgelnden Lead-Gitarre von Ross Citrullo hervorsticht. Bei aller Südstaaten-Härte – so viel Rhythm & Blues muss sein.
The Best is yet to come
Die Rocker aus Kanada haben es nach den Alben “Find A Better Way” und “No Stranger” geschafft, ihre ganz eigene musikalische Vision zu erfinden. Sie bedienen sich der Zitate der 1960er- und 70er Jahre und transportieren diese in die heutige Zeit. Dazu spürt man über die gesamte Albumlänge die hohe Emotionalität und Leidenschaft der Musiker, die “Restless” so zum bisherigen Höhepunkt des Schaffens der Band machen.
Das Rezept ist kongenial simpel und erfolgreich: Sänger Chantal Williams lässt seine US-Kollegen wie College-Boys aussehen, seine Stimmbänder sind pure Power und Passion. Beat und Rhythmus stammen von Adam Cannon (der Name ist Programm) und Bassist Ben Spiller. Die beiden legen den Gitarren einen roten Teppich an Groove aus, über den die Gitarren im Anschluß nur noch schreiten müssen. Das Quintett würzt seinen Southern Rock Barbecue mit einer Prise Stoner und vielen Blues-Momenten und feuert die gesamte Breitseite des Südstaaten-Flairs auf den Hörer ab.
“Restless“ überzeugt mit zeitlosem und bodenständigem Sound
Die fünf jungen Kanadier bewegen sich musikalisch zwischen den Leitplanken: Blackberry Smoke und The Black Crowes, aber auch traditionellere Einflüsse wie The Allman Brothers Band und ihre Landsmänner von The Tragically Hip haben zum heutigen Sound beigetragen. Ihre legere, ungezwungene Mischung aus Blues und Rock, verfeinern The Commoners mit einer ordentlichen Portion Soul, etwa bei den weiblichen Background-Chören in den beschwingten Uptempo-Nummern.
Das Wohlfühlerlebnis beginnt schon mit dem stimmungsvollen Artwork und wird vom wohlig warmen, positiv staubigen Sound weitergetragen.The Commoners kredenzen auf „Restless“ ihre Art von Südstaaten-Rock, der weder zu traditionell noch zu modern, sondern zeitlos klingt. Die zehn großartig arrangierten Songs überzeugen handwerklich beim Songwriting und sind intelligent und ausgewogen zusammengestellt.
Wer sich den deutschen Sommer mit einer Prise Southern Rock von The Commoners versüßen möchte, kann das in jedem gut sortierten Plattenladen oder bei den üblichen Verkaufsplattformen tun. Der Erwerb wird einem wohligen Hörerlebnis belohnt, welches uns in die Welt der Südstaaten reisen läßt und wird mit einer ansprechenden Produktion obendrein belohnt wird.
Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis.
Lagartija Nick.