Ich höre das erste mal (von den) The Delines, dabei ist ihr im Februar erschienenes Album „Drift Sea“ schon ihr viertes in acht Jahren des Bandbestehens. Der Sound klingt irgendwie aus der Zeit gefallen, ohne affektierte Retro-Attitüde oder gewolltem „soll klingen wie soundso“. Vielmehr klingt es gewachsen, als hätten Sound und Band einfach zueinander gefunden. Das ist doch schon mal gut, macht eine Genrezuteilung allerdings schwierig. Es steckt auf jeden Fall ne gute Portion Soul drin, nicht zuletzt der Stimme von Amy Boone geschuldet. Denkt man sich die Lieder instrumental, hätte man ein smoothy Jazzquintett. Aber die Texte gibt es ja nun mal und da tut sich schon nach den ersten drei Zeilen des Hörens das nächste Genre auf: Storytelling. Der Ursprung hier liegt klar auf der Hand. Willy Vlautin, für Text, Gitarre und Gesang verantwortlich, hat vormals in der dem Country zuzuordnenden Band Richmond Fontaine gespielt und packt seine Geschichten nicht nur in drei Strophen, Refrain und C-Teil, sondern füllt damit auch ganze Bücher. Aber zurück zum Genre, ich habe es einfach mal Country-Soul genannt, das Kind braucht ja irgendeinen Namen.
Schon der Opener „Little Earl“ macht das oben Beschriebene hörbar, eine etwas ruhigere Nummer. Schneller dann der nächste Track „Kid Codeine“ und so geben sich die Songs die Klinke in die Hand und berieseln uns 40 Minuten mit Geschichten und Melodien. Mal mit zarten Piano-Nummern wie „All Along the Ride“, oder ebenso zarten, von Gitarren angeführten Nummern wie „Surfers in Twilight“. Mal mit klassischem Jazz, nicht avantgardistisch, experimentell, am besten zu hören in „The Gulf Drift Lament“. Ein Song, der auch ganz ohne Gesang und Text auskommt und dadurch natürlich das musikalische Können in den Vordergrund stellt und die Platte schön abrundet.
„The Sea Drift“ ist im Februar auf Décor Records erschienen. Das schwarzes Vinyl steckt in der bedruckten Innenhülle, welche außerdem Text und Credits beinhaltet. The Delines sind in diesem Jahr auch auf Europatour, die Daten findet ihr auch hier.
