The Moth aus Hamburg haben seit ihrer Gründung 2012 und beginnend in 2013 in regelmäßigen Zwei-Jahres-Abschnitten bereits drei Alben auf This Charming Man veröffentlicht. Eigentlich wäre dieser mathematischen Regel gleich 2019 ein viertes Album fällig gewesen. Irgendwie sollte das aber nicht sein – und dann kam auch noch Corona. So musste die Sludge und Doom – oder in The Moth‘s Worten, die „DoomSludgePop – Welt“ sich final bis 2023 gedulden, ehe die Band uns nun endlich mit ihrem neuen Werk “Frost” begeistern kann.
Dieses Mal auf Exile On Mainstream Records veröffentlicht, erinnert das tolle Artwork an eine laszive Ausgabe von The Bronx selbstbetiteltem Debütalbum. An Intensität kann das Hamburger Trio, bestehend aus Cécile an Gesang und Bass, Freden an Gitarre und Gesang sowie Christian an den Drums, auf jeden Fall mit den Krawallmachern aus L.A. mithalten. Stilistisch allerdings… ja, was machen The Moth denn eigentlich da?
Ja, DoomSludgePop, das klingt richtig gut. Unheilvoll, geradezu unheimlich brazzt der Opener “Me, Myself And Enemy” mit seinen Staccati los. Fast möchte ich glauben, ich habe es da mit einer Black Metal-Band zu tun. Mit einer guten allerdings. Aber halt nur fast. Denn mit dem Einsetzen von Céciles Gesang macht das Wort “Pop” dann auch plötzlich Sinn. Die Sängerin fügt den ins bodenlose tiefergestimmten Saiteninstrumenten ungeahnte Höhen hinzu – und sorgt dadurch (zumindest für mich) für ein Novum bei dieser Art von Musik.
Irgendwie muss ich aufgrund der fast schon verträumten Art zu singen, in Kombination mit einfachen, aber äußerst wirkungsvollen Songs an Dead Moon denken. Auch wenn dieser Vergleich stilistisch ebenso hinkt, wie der mit The Bronx vorhin. Denn wo die Kultband aus Portland ihren Charme auch durch ihr Geschrammel generieren konnte, setzen The Moth auf messerscharfe Präzision, was wiederum bei dem derbe verzerrten Sound der Band eine Kunst für sich ist.
“Birmingham” dann ist eine wahre Popperle im Soundgewand von The Moth. Sechs tolle Songs weiter kommt dann mein Favorit auf “Frost”. Der Song heißt “In The City” und hat einen unverschämten Ohrwurmcharakter. Ich meine, Ohrwürmer im Sludge und Doom? Seriously? ja, The Moth schaffen das. Am Ende dann “Silent”. Der Song wird einem großen Finale mehr als gerecht und ufert mit paralleler Melodieführung gekonnt aus. A propos Melodie. Die kenne ich irgendwo her. Ich glaube von einem Comeback Kid-Song von deren Album “Symptoms + Cures”. Aber ihr wisst ja wie das mit den musikalischen Vergleichen in diesem Review so ist. Die hinken halt einfach.
Weniger hinkend, dass The Moth unter anderem schon mit EyeHateGod auf Tour waren. Das macht absolut Sinn, auch wenn The Moth dank ihres einzigartigen Stils gar keinen Vergleich so richtig zulassen wollen. Ihr müsst das schon selbst mal gehört haben, falls noch nicht geschehen. In läppischen 24 Stunden live aufgenommen (alles andere wäre ein Frevel für diese Musik), ist das Ergebnis seit dem 22.09. endlich auf schwarzem Vinyl zu haben. Dem Release liegt das komplette Album auf CD bei. Gut für mich, kann ich’s im Auto hören. Solltet ihr auch tun und z.B. direkt Exile On Mainstream Records anhauen.