Zugegeben, ich habe weder Diplom, noch Doktortitel im Hauptfach Folkpunk. Klar, die Speerspitzen des Genres wie Flogging Molly oder die Dropkick Murphys kenn ich schon. Und dass die verblüffende Ähnlichkeit des Namens The Pokes mit dem der Pogues gar nicht so verblüffend ist, sondern diese einer zwingenden Logik folgt, leuchtet mir auch ohne akademischen Abschluss an der Folk High ein. Unterm Strich schreibt hier aber ein Laie für euch. Kuckt mal, ob ihr damit klar kommt…
So, die Hosen sind unten, los geht’s! Mit “Another Toast…” veröffentlichen The Pokes aus Berlin bereits ihren fünften Longplayer, dieses Mal via Mad Butcher Records. In einer doch recht treuen Szene wie der des Folkpunk, dürften The Pokes also schon ein Begriff sein. Und für alle, die sich schon gefragt hatten, was denn aus den Pokes so geworden ist: die Produktion von “Another Toast…” hat schlappe 35 Monate gedauert, wie man auf dem überhaupt recht informativen und mitteilungsfreudigen Beiblatt erfährt. War nicht unbedingt das Verschulden der Band, mehr verrate ich aber nicht, hihi.
Jetzt ist es jedenfalls da, das Album. Und im Vergleich zu dem mir marginal bekannten Stuff anderer Folkpunk – Bands, würde ich die Betonung im Falle von The Pokes eher auf “Folk” legen. Wo andere Bands dann im Zweifel doch eher mit der Brechstange arbeiten, legen The Pokes mehr Wert auf gute und gut ausgefeilte Arbeit an Akkordeon und Fidel. Das verleiht “Another Toast…” im Gesamteindruck einen vergleichsweise ruhigen Touch, was ich durchaus als angenehm empfinde. Und trotzdem gibt es sie auch, die Folkpunk – Partyhymnen wie “Halleluja”, “Yearning For Home” oder “One For The Road”. Mit solchen Songs ist das Tanzen auf den Tischen quasi vorprogrammiert und sicherlich ist dies auch das, was viele Anhänger*Innen des Genres an diesem so schätzen. Mir persönlich ist immer nur Party dann auf Dauer doch zu eintönig, weshalb ich eine ausgeglichene und homogene Platte wie “Another Toast…” eben mehr zu schätzen weiß.
Gefällt mir also den Umständen entsprechend gut, dieses “Another Toast…”. Und dass, obwohl ich auf meinen persönlichen Favoriten des Albums, das titelgebende “Another Toast”, bis zum Schluss warten muss. Mit seinen Off – Beats und der dezent, sowie positiv eingesetzten Aggressivität, gibt es dem Folkpunk – Fundament einen gehörigen Schuss Ska-Feeling mit auf den Weg und erinnert mich dadurch an Rancid-Songs à la “Life Won’t Wait”. Schöner Abgang.
Abgehen kann man zu den Pokes also nicht nur im Irish Pub und die Musik schmeckt auch zu einer Halben, anstatt zum Pint. Will heißen, “Another Toast…” hätte es verdient, auch außerhalb seiner Szene Gehör zu finden, denn es lädt uns alle ein. Innerhalb der Szene aber eh ein Muss. Behaupte ich als Laie! In diesem Sinne erhebe ich mein Glas auf The Pokes.
Das Cover zeigt The Pokes vor altehrwürdigem Gemäuer und ein Freund der Band, Holger, hat sich für diesen Zweck schon mal in der Kiste eingerichtet. Na na na, die Musik ist doch gut, da muss man doch nicht gleich das Weite suchen, Holger?! Das Artwork ist genregerecht hergerichtet, jedoch hätten Schriftzüge und Umrandung des Bildes eine graphisch anspruchsvollere Einarbeitung verdient. So wirkt das, ‘tschuldigung den Ausdruck, etwas billig. Gleiches gilt für die Rückseite. Ist unterm Strich aber egal, denn “Another Toast…” ist ein gutes Album, welches man wahlweise auf schwarzem oder rotem Vinyl und z.B. direkt bei Mad Butcher Records erhalten kann.