The Refreshments – A Stiff One
Drei gut gemeinte Hinweise vorneweg: The Refreshments spielen kein Metal! Das kann man enttäuschend finden, aber durchaus begrüßen. Zweiter Hinweis: “A Stiff One” bezieht sich auf ein Getränk. Was gibt es bei dem Cover für Fehlinterpretationen? Und dritter Hinweis: Warum müssen die Schweden so gut in Musik sein? Es gibt so viele fantastische Künstler aus dem Land der tausend Seen. Reicht IKEA nicht aus? VAD I HELVETE!
“A Stiff One” hat 13 mitreissende Tracks und läuft satte 48 Minuten lang. Danach bedarf es erstmal einer Pause, vielleicht könnt man sich einen “Stiff One” – also ein alkoholhaltiges Getränk. Die besten Tracks sind eine Frage der Vorliebe, aber der Eröffnungstrack “Travellin’ Light”, das höchst ansteckende “Mamma Rosa”, das rockige “No Mojo”, den gefühlvollen “Midnite Blues” und die Chuck Berry-Hommage “GoGoGo” sind echte Perlen und Anspieltipps.
Wenn sie die Klassiker nicht selbst geschrieben haben, finden sie einen Weg, andere Songs zu covern und sie in ein erfrischend neues Gewand zu kleiden. So wie die erste Single “Travellin’ Light” aus ihrem kommenden “Album A Stiff One”. Die Pre-Pop-Hymne aus dem Jahr 1958 war Cliff Richards & the Shadows zweite Single und hat ihm sicherlich geholfen, seinen Stern am Leuchten zu halten. Wenn The Refreshments sich in den Song verbeißen, bringen sie ihn sofort so zum Rollen, wie er schon immer hätte sein sollen.
Vom fast teuflischen Twang des Riffs bis zum mitreißenden Refrain, The Refreshments legen ihr Herz und ihre Seele in den Song, als wäre es ihr eigener. Es wäre nicht verwunderlich, sollte ein gewisser Herr Tarantino das Album hören, dass einer der Songs sich auf dem nächsten Soundtrack des Meisters wieder finden würde.
The Refreshments – 35 Jahre gelb-blauer Rock’n’Roll
Was bei der Gründung 1989 in Gävle niemand geglaubt oder gehofft hat, ist Realität, “A Stiff One” ist sage und schreiben das 20. Studio-Album der Band. Für eine halbe Millionen verkaufte Tonträger gab es zuvor sagenhafte 13 goldene und 2 Platin-Alben.
Musikalisch packt man die Band in die Nacht und auf die Strassen von Modesto, eine kalifornische Kleinstadt in den September 1962. Das Radio ist eingestellt, es läuft der lokale Rock’n’Roll Sender und die Sonne geht langsam über dem Diner unter. Genau in diese Nacht passen The Refreshments perfekt. George Lukas machte 1973 einen Film daraus – American Graffiti.
The Refreshments – Letzte Rille
Im sich ständig verändernden Musikgeschäft gibt es nur eine Sache, die bleibt: Ein guter Song ist ein guter Song. Schwedens bestgehütetes Geheimnis The Refreshments sind der lebende Beweis für diese Aussage. Nach über 30 Jahren als rockende Einheit liefern sie immer noch kleine Perlen, die trotz aller Widrigkeiten die Charts erklimmen. Unbeeindruckt von Mode oder Stil haben sie ihren Rock ‘n’ Roll am Leben erhalten, indem sie ihn perfekt geformt haben und keine Kompromisse eingegangen sind.
The Refreshments sind zurück, um den Thron zurückzuerobern. Sie rocken, als wäre Chuck Berry in Wales geboren worden und hätte mit Dave Edmunds eine Band gegründet. Man kann es Kneipenrock, Rhythm and Blues, Country oder alles zusammen nennen, bei den The Refreshments ist es Rock n Roll wie er sein soll.
Der Longplayer “A Stiff One” ist schon Ende November letztes Jahr erschienen, aber noch überall erhältlich. Also schwingt eure Hütten und ab zur Bestellung beim Sound Pollution Label. Mit voller Spaß-Garantie für den Hörer – Unbedingt anhören und die Hüften schwingen.
Und wer glaubt Elvis sei tot, irrt.
Er reitet nackt auf einem Elch durch die Wälder Schwedens und lauscht dem Rock’n’Roll aus Bullerbü.
Nachbar von Lagartija Nick
Vinyl ist für mich nicht nur Musik, sondern ein Erlebnis. Die von mir beschriebenen Alben, habe ich alle ausgepackt, angeschaut und angehört. Gerne auch mehr als ein Mal. Bei den Reviews mache ich mir immer ein eigenes Bild durch entsprechende Recherche und das konzentrierte Anhören. Das ist meine Art den Künstlern entsprechende Wertschätzung für ihre Kreativität und Kunst entgegenzubringen.
So kann es vorkommen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens, die Platten in seltenen Fällen vergriffen sind.
Dazu gibt es für mich keine Alternative: über Platten schreiben, in dem man die Pressetexte abschreibt ohne die Platte in den eigenen Händen gehalten zu haben, macht für mich keinen Sinn. Danke für euer Verständnis. Lagartija Nick.