Thrill of Joy sind ein Indie-Liedermacher-Duo aus dem Saarland und präsentieren mit „HERZLICH WIR KOMMEN“ ihr Debut Album, veröffentlicht auf Barhill Records.
Die elf Lieder sind zumeist simpel gehalten, Akustik-Gitarren treffen auf eine raue Stimme, die deutsche Texte recht monoton intoniert.
Am besten funktioniert solche Musik in kleinen Kiez Kneipen. Das Rauchverbot wird ignoriert, die Rauchschwaden sind fester Bestandteil des Inventars, ebenso wie die dicklichen, älteren Herren mit großen roten Nasen an der Theke. Herrengedeck für alle. Eine Runde aufs Haus, heute entern Thrill of Joy die nicht vorhandene Bühne in der Ecke, da wo sonst der Tisch steht, an dem die jüngeren Gäste ihre Malefiz Spielrunden absolvieren. Das ist das Schöne an Liedermachern. Sie brauchen nur ihre Gitarren, einen Hocker, ein Mikrofon und los geht’s. Musik in purer Form. Ich mag sowas sehr gerne.
Auch Thrill of Joy funktionieren so, wobei mir die Lieder oft zu ähnlich klingen, Marcus Wiebuschs Wandergitarren-Schrammel-Lieder mit persönlichen Texten, die man verstehen kann , aber nicht muss.
Richtig gut werden Thrill of Joy, wenn sie von dem Gitarre-Gesang Standard abweichen und die Instrumentierung erweitern.
So ist „Zittern“, ihre erste Single Auskopplung, mit einem fetten Bass unterlegt, der den Sound schon deutlich voranbringt und auch „Die Ecke der Kante“ gewinnt durch das eingesetzte Schlagzeug deutlich an Atmosphäre.
Auch zwei richtige Hits bietet das Album auf der B-Seite, die mir insgesamt besser gefällt.
„Heimat“ ist ein politischer Song, der klar macht, das es nicht tolerierbar, nicht zu akzeptieren ist, dass Menschen sterben, weil sie auf der Flucht sind, dass das Mittelmeer zu ihrem Grab wird, weil wir hier in Deutschland, in Europa, an unseren Stammtischen lieber reden statt zu handeln. Ein starkes und wichtiges Lied, mit einem Refrain, den man richtig schön laut mitgröhlen kann.
Ebenso gut mitzusingen ist „No Future“, eine Hommage an das Leben, an die Zukunft, ans Weitermachen. Gefällt auch sehr gut.
Die beiden Jungs von Thrill of Joy sind schon länger als Musiker in diversen Rockbands unterwegs, als Duo aber erst seit ungefähr zweieinhalb Jahren tätig.
Sie bezeichnen sich selbst als Liedermacher mit Ecken und Kanten, wobei man diese gerne häufiger ihrer Musik anhören könnte; es ist doch vieles eher zu glatt und emotionslos gehalten, nur die oben genannten Ausnahmen bleiben im Ohr.
„Herzlich wir kommen“ ist für ein Debüt annehmbar, bei der nächsten Platte sollten Sie ihre Stärken aber besser zur Geltung bringen und ihrem vorhandenen musikalischem Können vertrauen.
Wenn sie in meine Stadt zum Konzert kämen, wäre ich aber da und würde sie feiern. Live geht das bestimmt klar.
Ich wäre der dickliche, ältere Typ an der Theke, der sich von der Wirtin eine Kippe schnorrt, weil er eigentlich gar nicht mehr raucht, aber nicht negativ auffallen möchte. Herrengedeck für alle!
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