Elektro-Sound, eindringlich und monoton, mit verzerrtem Sprechgesang, hypnotisch. So fräst sich Tirzah ins geneigte Hörer*innenhirn. “Colourgrade” nennt sich dieser erste Track, der auch namensgebend für die Platte ist, die insgesamt 11 Tracks umfasst. Und das der Track “Colourgrade” heißt mutmaße ich, da dieses Wort immer wieder aus den Boxen strömt. Denn die Titel sind kreisförmig auf der Gummidichtung einer das Backcover zierenden vollen, aber offenen Waschmaschine gedruckt. Aber natürlich kann ich sie auf dem sich nun drehenden Vinyl selber ablesen, versuche es zumindest, erschwert durch die kreisende Bewegung.
Die Systematik aus Rhythmus, der von tiefen sonoren Bass-Sounds, getragen und bei aufgedrehter Lautstärke am besten zum tragen kommt, und immer wieder dissonanten Tönen zieht sich durch die gesamte Platte. Ebenso die Stimme, die irgendwo zwischen Gesang und gesprochenen, sich wiederholenden Worten mäandert, mal klarer, mal verzerrter. Mal, wie schon angesprochen, im Opener mit hypnotischem Charakter, der wie akustische Hirnwäsche klingt, mal erzählend wie in “Beating”. Und mit dem avantgardistischem Sound von “Sleeping” wird man nach der ersten Seite fragend zurückgelassen. Was soll das eigentlich? Mit zarter Waffe wird Soundstrucktur zerstört, neu zusammengesetzt und endet dann.
Auch die verbleibenden vier Tracks sind so schräg und strange wie die ersten fünf. Tirzah bleibt sich über das ganze Album hinweg treu. Wie fremde Klänge aus fernen und fremden Cosmen, so klingt “Crepuscular Rays” und man fragt sich nur, kommen sie in Frieden und kann ich sie mit Kaffee und Schokolade gütig stimmen? Und dann ist da der nächste Track, der mit einem eindeutig zu definierendem Instrument anfängt. Ja ganz klar, das ist ein Schlagzeug und dazu mit klarer und schöner Stimme Gesang. Songs wie “Send Me” davon dürften gerne mehr auf dem Album sein. Damit kann ich etwas anfangen, diese erzeugen Wiederhall und weniger befremden und dann ist da auf einmal, aus dem nichts diese E-Gitarre und lässt den Song im Nichts enden. Richtig gut!
Auch nach mehrmaligem hören schwanke ich, noch während des Hörens, also so zu sagen unabhängig von meiner eigenen Stimmung- und Gemütslage, zwischen “Mega” und “irgendwie zu abgefahren” und komme jedesmal zu dem Schluss, dass das ja vielleicht genau so gewollt ist. Definitiv keine leichte Kost und je intensiver man die Platte hört, desto anstrengender ist sie.
Um das ganze mal aufs einfachste runter zu brechen: Wer auf abgefahrenen Scheiß (und damit meine ich völlig wertfreien Scheiß)steht, der ist bei “Colourgrade” von Tirzah genau richtig.
Die Platte in klassisch schwarzem Vinyl ist via Domino Records erschienen und das zweite Album, nach “Devotion” von 2018. 2013/14 sind bereits zwei EPs erschienen.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |