Leute, ich liebe ja Listen. Listen aller Art, wie “die zehn Top-Adressen in Deutschland”, “die 15 schönsten Strände in Europa”, “die Top 100 der Bücher, die man gelesen haben muss” und so weiter. Wo ich aber am meistens steil gehe sind Listen mit musikalischem Score, wie “die zehn besten British Rock-Alben”, “die 1.000 besten Alben”. Hit-Charts mag ich nicht, da zu vergänglich, dafür aber jede Album of the Year-Liste. Am Jahresende blühe ich auf und checke die Internetplattformen und -magazine nach deren Jahreslisten, was das Zeug hält. Dazu gehört definitiv auch die Internetseite www.albumoftheyear.org , da sie sich einerseits auf den Critic Score und andererseits auf den User Score als Bewertung beruft – quasi doppelt abgesichert. Warum erzähle ich euch das? Zum einen weil mir diese Listen immer wieder zeigen, dass sich alle Dinge der Welt in noch absurdere Reihenfolgen quetschen lassen, die mir vor allem eins geben: eine gewisse Sicherheit, dass es sich auch das größte Chaos sortieren lässt und in eine Liste pressen lässt. Zum anderen, da das vorliegende Album “Zephyr” von toechter dort ein Ranking von 80 bei Critic Score und 63 bei den User Score aufweist.
“Zephyr” ist das erste auf Edition DUR/KulturManufaktur veröffentlichte Album. Streng limitiert auf 500 Exemplare widmet sich die Edition DUR dem Ausloten kühner Soundexperimente, die auf traditionelle und moderne Instrumente treffen, und kraftvolle Rhythmen, die sich mit zarten Klängen paaren. Ein direkter Lauschangriff der grenzenlose Musik auf Vinyl bringt. Die Post-Produktion des Albums fand im Berliner Studio des Elektronik-Musik-Veterans Apparat mit Produzent und Cellist Philipp Johann Thimm statt. Das Album enthält zwölf unverwechselbare Ausflüge in das Universum von toechter. das fazit
Wirklich stilistisch kann man das Debüt “Zephyr” von toechter nicht einsortieren. Ihr milder Wind lässt uns eine Menge Effekte hören, Elektronik, non-verbale und verbale Sequenzen, Sampler und Loops. dabei sind toechter mal melodisch, mal perkussiv, mal avantgardistisch, mal konventionell, mal verfremdet, mal pur, mal improvisatorisch, mal durchstrukturiert, mal geplant und mal spontan hangeln sich toechter mit jeder Menge musikalischer Neugier durch ihr Oeuvre. Das ist dann so ziemlich alles Mögliche – bloß nicht langweilig. Verwirrung, Verfremdung, Melancholie, Geheimnis – all das gibt es zu hören. Die Chöre, fern und gleichzeitig sanft, verströmen eine derartige Mystik, dass man nur die Augen schließen muss, um dieses idiosynkratische Klangbad zu tauchen. Mitreißend und transzendental! Ein absoluter Tipp für Hörer der Neo-Klassik und Mutige Hörer der “beneath the beaten pathes”.