Ahhh, welch liebliche Klänge mir da im als Intro dienenden ersten Song “Mosaic Existence” von “Blue And Green”, dem neuen Werk von Torn Palk aus Berlin, entgegenwabern. Hätte Bedrich Smetana damals schon so was wie Strom gekannt und entsprechend elektrisches Instrumentarium zur Verfügung gehabt, dann hätte er so was wie das hier sicherlich in seine “Moldau” einfließen lassen. An einer ganz lieblich wohltuenden Stelle. Irgendwo, wo man sich gerne aufhält, an diesem Strom. Strom. Eine wichtige Vokabel, wenn es um die Beschreibung der Musik von Torn Palk geht. Ohne Strom geht hier gar nichts. Die Songs auf der Doppel – LP stehen allesamt unter Strom, sie zucken so richtig. Sie kommen daher wie ein nicht enden wollender Strom. Wie eine riesige Jamsession, die immer weiter, ja, strömt halt, sozusagen.
Nach dem Intro ist es übrigens vorbei mit dem Chillen an der Moldau. Der Strom nimmt Fahrt auf. Als hätte Josh Homme wieder zu seinen Desert Sessions geladen und seinen Gästen eine gehörige Auswahl an Synthies und sonstigem Elektrogedöns zur Verfügung gestellt. Natürlich nicht, ohne seinem schwermütigen Wüstensound treu zu bleiben, den Torn Palk auf ihre Weise zum Beispiel in “She Is The Lion King” im Angebot haben. Denn elektrische Gitarren, die sind auch vertreten. Wie gesagt, Strom ist in vielerlei Hinsicht wichtig bei und für Torn Palk.
Und dann gibt’s da noch diese Krautrock – Elemente. Eloy, Can, Amon Düül. Sie drücken hier aus nicht allen, aber aus vielen Poren. Dann Seite C aufgelegt und plötzlich läuft hier ein ganz anderer Film. Mit “Jessica Hyde” kreischt einem ein Elektropunk – Song entgegen, der Aphex Twin und The Prodigy locker links liegen lässt. Krass, krasser, Torn Palk. Die Band fischt gekonnt in allerlei Gewässern und hat überall den dicksten Karpfen an der Angel. Was Torn Palk anpacken, scheint zu funktionieren. Zumindest auf “Blue And Green” und alles schön in einem Fluss. Oder eben Strom. Merke: Augen und Ohren aufhalten nach dieser Band.
Und wenn es nur um die nächste Privatparty gehen sollte, für die sich wieder kein DJ finden lässt, weil alle lieber saufen wollen, anstatt sich um ‘nen ernstzunehmenden Job kümmern zu müssen. Wir wissen zwar inzwischen alle, dass sich beides auch exzellent kombinieren lässt, und trotzdem könnte man sich die Arbeit mit dem Auflegen von Torn Palk doch erheblich erleichtern. “Blue And Green” bietet für alle Phasen eines gelungenen Abend den notwendigen musikalischen Rahmen. Da gibt’s Musik zum Tanzen, zum Kuscheln, zum Rocken und zum Runterkommen wenn der Morgen graut. Abgefahrener Stilmix jedenfalls, den ich so auf ein und dem selben Release von ein und der selben Band selten bis nie gehört habe.
Abgefahren auch das Artwork des Gatefolds. Schön grell und bunt, mit allerlei grellen und bunten Figuren, Aliens und exzentrischen Landschaften. Alles gekonnt miteinander verwoben – wie der musikalische Inhalt eben auch – spiegelt es am ehesten den psychedelischen Anteil der Musik wider. Inzwischen bei Seite D angekommen bin ich jetzt in der Drum’n’Bass – Area der Torn Palk – Party. Die Band schafft es tatsächlich auch noch dann zu überraschen, wenn ich eigentlich dachte, schon alles erlebt zu haben. Genial! Wer sich ebenfalls überraschen lassen will, der/die lege sich bitte “Blue And Green” zu, am besten direkt bei Torn Palk und deren (vermutlich) eigenem Label Not My World Records.