Nachdem ich bereits vor einiger Zeit aus dem Hause Schatulle Bömm H. C. Behrendtsen rezensiert habe, ist auf genanntem Label das nächste Album herausgekommen. Und wer darf? Ich natürlich. Dieses Mal aber von der Leipzig/ Berlin – Kombo Tropen Tropen. Drei Jungs, Oleg und sein Bruder Linus Zurmühlen, als auch Multiinstrumentalist Simon Müller, die erfrischende Musik zwischen Pop und Art-Pop / Avantgarde machen. Interessant ist hier aber nicht nur die Musik, auch ihre Videos machen Spaß, auch wenn sie etwas sehr strange sind.
Mit einem gewissen Touch Neue Deutsche Welle und der Art zu Singen, wie früher Falco sang, oder eben auch Bilderbuch heutzutage ergibt eine Mischung, die Lust auf mehr machen!
Auf der A-Seite der Vinyl finden sich im wesentlichen Kritiken zu gegenwärtigen Verhältnissen, beispielsweise dem Patriarchat (hörbar in “US University”, im übrigen mein Highlight) oder den kolonial-historischen (“Misanthropie”) oder marktfixierten (“Leggings”) Auswüchsen, die sich dehnbarer zeigen. Schließlich gibt es diverse Diskussionen in den genannten Bereichen nicht erst seit gestern und nicht nur an einer Stelle. Seite B ist eher utopisch gehalten. Dabei will eine Zimmerpflanze in “Monstera” durch Fenster greifen und Delfine sollen in “Delfine” durch Vorgärten springen.
Wenn man sich eine Weile mit der Musik und den Videos beschäftigt, so fällt einem erstmal auf, dass die Videos meist nichts mit der Musik gemeinsam haben. Dann aber irgendwann versucht man eine Verbindung zu knüpfen und kommt über Ecken an diese Verbindung, oder aber man stellt sich die Verbindung vor, wie diese sein könnte. So sagt zum Beispiel Oleg Zurmühlen:
Mit Titelgebung und Dramaturgie des Albums wollen wir bewusst produktive Fragezeichen hinterlassen:
Wie könnte eine neue Dehnbarkeit aussehen?
Mit dem wavig-postpunkigen “Plastikstühle“ finden Tropen Tropen schließlich einen energetisch-versöhnlichen Abschluss. Ihre Musik und künstlerische Entwicklung ist in drei Jahren stetig gereift, besser und anders geworden, und das hört man.
Unterstützung erhielten Tropen Tropen aber auch noch durch Labelkollegin Pony Pracht auf “Gorillaglas” und der langjährigen Wegbegleiterin effyeffa auf “Delfine”.
Das Cover zeigt, passend zum Albumnamen, die Dehnungsstreifen eines Bandmitglieds. Ich konnte leider bisher nicht herausfinden, wer derjenige der drei Protagonisten ist.
Zu erwerben ist das Album bei Schatulle Bömm und über die Bandcamp-Seite der Band als rot transparentes limitiertes Vinyl! Gönnt euch! Das Album ist grandios!