Laura, die gute Seele aus Köln, durfte ich über Facebook und Instagram (ich weiß nicht mehr, was als erstes kam – Facebook, Instagram, das Ei oder das Huhn?) kennen lernen. Zwischenzeitlich waren wir zusammen mit tollen Menschen auf einem Manchester Orchestra – Konzert. Auch auf meiner Hochzeitsfeier war Laura und verbrachte einen wundervollen Tag mit uns. Uns verbindet die Musik und wir verstehen uns nicht nur deswegen sehr gut. Die Vinylsünde ist ja durchweg fast nur mit männlichen Protagonisten. Und bis auf meine Frau kenne ich kaum bis keine Schallplattensammlerinnen persönlich. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Laura! Sie hat zwar einen sehr guten Musikgeschmack, aber da muss es doch was geben, was sie als Vinylsünde-Besitzerin entlarvt. Und hier kommt ihr Beitrag zur Vinylsünde:
Hallo aus Köln! Wie meine Kollegen hier auf der Vinylsünde- Couch habe auch ich einige graue Haare mehr, seitdem Stephan mich fragte, ob ich nicht eine dieser Sünden in meiner Sammlung vorstellen und darüber was erzählen mag. Mein erster Gedanke war „Irgendwas von Weezer“, denn ich hab mich in den letzten Jahren unangenehm häufig für meine nicht enden wollende Liebe für die Band rechtfertigen müssen und fühle mich inzwischen wie ein beulig geschlagener Boxer, der noch auf dem Boden seinem Gegner fröhlich entgegenruft „Na los, kommse her, junger Mann!“ und mit Herzblut jedes unnötige Album verteidigt. Ja, sogar Pacific Daydream. Jedenfalls habe ich mich für eine Platte entschieden, die noch gar nicht so lange in meiner Sammlung ist, mir aber schon 1995 begegnet ist, seitdem hartnäckig in meinem Kopf steckt und mir immer wieder nostalgische Gefühle eingeflößt hat. Zwischen 1995-2001 habe ich mit meinen zwei besten Freunden Partys veranstaltet. Die waren so richtig gut und unsere Freundschaft und meine Liebe zu Schallplatten wuchsen in dieser Zeit in schwindelerregende Höhen. Die Rollen- und Musikverteilung war dabei relativ klar- ich war diejenige, die die „Partyhits“ rausgeholt hat, bis das Volk auf der Tanzfläche schweißgebadet “ramalamadingdongte” und nach „The Time of my Life“ verlangte, meine Freunde Ingo und Marcus waren diejenigen, die sich mit House, Techno und 90er Grunge auskannten. Eine dieser Platten, die Ingo immer zu irgendeinem Zeitpunkt des späteren Abends zückte war „Flyer- Le sound le plus cool“. Ein Cover, dass so 90er ist, dass es sich schon damals für immer in mein Hirn gebrannt hat. Das hat alles: Die lavalampige Schriftart, die grellen Farben, dieses seltsame, psychedelische Artwork, das auf Samplern in den 90ern auch gerne mal mit Delphinen kombiniert wurde, und erinnert sich noch jemand an „The Magic Eye“? Dieses Cover ist die Zusammenfassung eines ganzen Jahrzehnts. Fehlt nur ein Troll. Über die Musik brauchen wir eigentlich nicht sprechen, die hört sich so an, wie das Cover aussieht, irgendwas zwischen Acid House und Techno. 90er Elektro halt. Passend hierzu der Standard- Satz für uns Leute mittleren Alters: „Aber das war halt so die Zeit damals“. Zwischen den Lockdowns saß ich neulich mal bei Ingo und seiner Familie auf der Terrasse. Er will ein paar Platten loswerden und dachte dabei an mich. Ich stöbere mich durch die Sammlung und muss mich schwer zusammenreißen, keine Tränen zu vergießen, denn das Gefühl von Nostalgie, Freundschaft und Liebe sitzt mir auf der Schulter und schreit bei jeder Platte „DIE! Nimm die“ Und die! Erinnerst du dich noch, wie wir…“ Und so verbringen wir einen Abend voller alter Geschichten und ich gehe glücklich mit einem großen Stapel seiner Platten nach Hause. Manche haben deutliche Blessuren von den Parties, von der Zeit, von uns! Viele haben starke Kratzer, sind eigentlich unhörbar. Auch „Le sound le plus cool“ ist unhörbar, weil sie einfach total schrecklich ist. Aber werde ich auch nur eine davon jemals wegwerfen? Nope. Sie sind Zeitkapseln aus der Vergangenheit und diese Vinylsünde für euch eine kleine Hommage an die Freundschaft. An meine beiden Jungs, die ich immer noch genauso gern hab, wie damals, beim verzweifelten Suchen nach „Container Love“. „Such schnell, Rama Lama Ding Dong geht nur noch 23 Sekunden!“