Señor Karōshi hab ich schon lange auf dem Schirm und weil mir die Musik der Band so gut gefällt, dachte ich mir, hauste die Jungs mal an, ob da vielleicht auch jemand Platten sammelt und zack, nun hab ich hier die Vinylsünde von Pal für euch. Ich wünsche euch viel Spaß mit der belustigenden Story:
The Fat Boys – Are you ready for Freddy
1988, im Wohnzimmer meiner Tante. Die ganze Sippe saß abends vor einer musikalischen TV-Unterhaltungsshow, an deren Namen ich mich leider nicht mehr erinnern kann. Aber eins weiß ich noch: zwei Frauen sangen gerade davon, dass ich sie mal ordentlich “pushen” möge und sie nannten mich “Uh Baby Baby!”. Ich war elf und meine Müdigkeit war abrupt verpufft! Ich folgte erregt dem verruchten Paarungstanz der Damen und versuchte, diese englischen Vokabeln zu verstehen, die mir in meinem sechste-Klasse-Unterricht so noch nicht untergekommen waren. Aber bevor ich wusste, wie mir zwischen diesen heißen Beats und all den Stöhngeräuschen geschah, war der Zauber auch schon vorbei. Die Künstlerinnen machten Platz für die nächste Gruppe: die “FAT BOYS”, begleitet von einem alten Mann in einem hässlichen Anzug mit dem Künstlernamen “Chubby Checker”. Würdest Du Dich heute auch nicht mehr trauen.
Aber… FAT BOYS! Diese Vokabeln verstand ich – und ich war überwältigt. Die waren nämlich tatsächlich UNGLAUBLICH DICK!!! Haha, irre! Wie gesagt, ich war elf und DAS war genau die Spannbreite meines Humors! Dass “chubby” ebenfalls so was wie “dicklich” bedeutet, habe ich damals noch nicht verstanden, sonst wäre ich wahrscheinlich gestorben vor Lachen. Außerdem sah der zwischen den dreien auch gar nicht so dick aus. Naja, rein musikalisch stand ich ihrer Darbietung zunächst etwas ambivalent gegenüber. Die haben nämlich gar nicht richtig gesungen, sondern bloß im Takt miteinander geredet. Was mich dann aber gekriegt hat, war einer der drei, der mit seinem Mund dazu rhythmische Pupsgeräusche gemacht hat! PUPSGERÄUSCHE!!!!! Haaaahaaa!!! Wie gesagt, ich war elf und die hohe Kunst des Beatboxens sagte mir noch nichts. Aber liebe Leute, das da war ab jetzt mein Sound!
Gleich der erste Bus am nächsten Morgen führte mich in die große Stadt (Trier). Da fand ich die gesuchte Single namens “The Twist”… und wisst ihr was? Ich nahm sie nicht mit! Denn gleich daneben lag etwas anderes. Etwas verbotenes. Eine weitere Single der Fat Boys: “Are you ready for Freddy”. Da ging es anscheinend wirklich um Freddy Krueger! Den coolsten Kindermörder der späten 80er Jahre! Wie gesagt, ich war elf. Und neben der Damenwelt interessierten mich vor allem die richtig harten Horrorfilme, die ich nicht sehen durfte. Und von diesem Freddy hörte man auf dem Schulhof die wildesten Geschichten. Diese Scheibe musste ich also haben! Gesagt, getan! Et voilà, meine Vinylsünde!
Heute würde ich natürlich keinen Rapper mehr hören, nur weil er so witzig fett ist. Aber damals war das für mein frühpubertäres Ich überhaupt kein Problem. Außerdem hat Freddy Krueger selbst in dem Song mit gerappt! Und in dem (sagenhaft käsigen) Musikvideo war er auch zu sehen! Hinzu kommt, dass ich nach diesem harmlosen Anstupser relativ bald großartige Dinge wie Public Enemy kennengelernt habe. Ein politisches Bewusstsein regte sich auf einmal in mir und der Schritt zur sozialkritischen Krachmusik war dann nicht mehr allzu groß. Könnte man also sagen, dass die Fat Boys mich letztendlich zum Punker gemacht haben? Nein, das wäre nun wirklich Quatsch… aber ein witziger Gedanke 🙂