Wer in Deutschland im Punk Bereich unterwegs ist, kommt an COR eigentlich nicht vorbei. Die aus Rügen stammende Band zählt schon länger zu den Größen des Deutschpunks und so durfte ich es mir nicht nehmen lassen, mir jemand aus der Band zu picken, um nach einer Vinylsünde zu fragen. Robert der Gitarrist der Band, hat nun aus seinen Tiefen seiner Schallplattensammlung eine wahre Sünde hervorgeholt und wird sie nun präsentieren:
„Bald nun ist Weihnachtszeit“ (Eterna, 1976)
„Wenn ich genau darüber nachdenke, ist das Wort Sünde etwas hart mit diesem schönen Stück. Es ist Teil meiner Vergangenheit und es prägt ein paar gute Erinnerungen. Es die Weihnachtsplatte „Bald nun ist Weihnachtszeit“ des DDR Labels Eterna von 1976, die ich meist in meinem Plattenschrank verstecke. Es ist einfach irgendwie komisch eine DDR Weihnachtsvinyl alphabetisch geordnet zwischen „Baroness“ und „Black Sabbath“ Platten stehen zu haben.
Ich bin kein sehr nostalgischer Mensch, jedoch mit 30 Jahren grad noch so in der DDR geboren. Mein Bruder und ich haben die Kassette in unserer Kindheit zur Weihnachtszeit rauf und runter gehört. Wir haben dazu mit der ganzen Familie Plätzchen gebacken und die Zeit zusammen verbracht (was nicht so häufig der Fall war). Wenn ich es heute noch höre, dann gibt es mir noch das Gefühl von Geborgenheit und erinnert mich an die Zeit, als man unbeschwert durch das Leben raste. Was mich außerdem noch heute umgarnt, ist das urige Cover. Eigentlich könnte es mit der Frakturschrift im Logo auch ein wunderbares Black Metal Album cover sein. Ich stelle mir vor, wie es damals in der DDR gewesen sein mag und das Cover nimmt mich an die Hand und führt mich in die entlegenste Ecke eines Hintergartens, auf dem das Kind abends den Schlitten hat vor der Tür stehen gelassen um mit der Familie auf das Christkind zu warten.
Die Produktion ist fast verstörend kalt, aber ich liebe es. Die Kinderchöre verschiedener DDR Radio und Kammerchor Institutionen klirren manchmal ganz schön fies durch die Boxen. Das Mastering ist sehr kreischig, aber es ist halt auch von 1976.
Ich habe die Schallplatte 2016 auf Tour mit meiner alten Band „Coal And Crayon“ in einem Plattenladen in Leipzig gefunden. Dort war sie zu verschenken und ich musste einfach zugreifen. Ich wollte sie eigentlich meinen Eltern schenken. Diese lehnten aber dankend ab. Die Begründung war: „Das ist ein Stück deiner Kindheit. Behalte sie.“ Und jetzt ist sie die einzige Platte, bei der ich froh bin, dass der Spine so dünn, dass sie in meinem Plattenregal garnicht auffällt. Aber sie gehört dorthin, genauso wie die Musik in meinem Leben ihren Platz verdient.“