Wer im Deutschpunk auch nur Ansatzweise unterwegs ist, kennt ihn nur zu gut. Steff von Alarmsignal. Er wird uns in dieser Ausgabe unserer beliebten “Vinylsünde” sein persönliches negatives Highlight seiner Vinyl-Sammlung vorstellen. In der letzten Ausgabe kam an dieser Stelle Andres von Burger Weekends zum Zuge und nun dürfen wir gespannt sein, was Steff uns da schönes raus gesucht hat!
Hallo Steff, du bist ja aus der Deutschpunk Szene nicht weg zu denken und um so spannender ist es für uns, was du für eine ganz spezielle Vinylsünde in deiner Sammlung hast? Lass mal hören, was hat dich zu dieser Schrott LP gebracht und warum konntest du sie bis heute nicht aus deiner Sammlung verbannen?
PUR – PUR Die Platte hab´ ich vor vielen, vielen Jahren mal in der Angebotskiste eines kleinen Plattenladens gefunden – soweit ich mich erinnere. Wollte wohl niemand haben und würde es den Plattenladen noch geben, würde sie da wohl heute noch stehen – wenn ich sie damals nicht mitgenommen hätte. Musikalisch war das eher zum Fremdschämen, textlich aber tatsächlich (neben ein paar Liebesliedern) ziemlich politisch und sozialkritisch. Es gibt z.B. Anti-Nazi-Songs von PUR, da würde so manche Polit-Punk-Band vor Neid erblassen. Und Sänger Hartmut “Vokuhila“ Engler hat ja auch damals hinter den Kulissen eher so den exzessiveren Punker-Lifestyle gepflegt und war einem guten Tröpfchen nie abgeneigt. Na ja, jedenfalls konnte ich damals gut mit der Platte provozieren und dabei trotzdem noch politisch korrekt sein. Das Ding hat so einige wilde Feiern miterlebt und immer wenn sie aufgelegt wurde, war die Party auch schnell vorbei. Die Punker-Jahre sind an ihr natürlich nicht spurlos vorüber gegangen und Cover sowie Inlay haben es nicht überlebt, weshalb, und dass ist das Besondere an der Scheibe, ich das Cover irgendwann mal originalgetreu (höhöhö) nachgemalt habe. O.k., zugegeben, im Zeichnen bin ich absolut talentfrei, aber das Cover sah im Original schon grottig aus und war alles andere als eine grafische Meisterleistung. Könnt ihr gerne vergleichen und werdet dann feststellen, dass die Unterscheide gar nicht so gravierend sind. Egal, der Wille war jedenfalls da und vielleicht hat die Platte dadurch ja auch an Wert gewonnen, kein Plan, ich bin ja kein Kunstexperte. Wie oben schon geschrieben, musikalisch ist das grenzwertig, textlich, mit Ausnahmen der Liebesschnulzen, aber durchaus auf einem politisch anständigen Niveau. Hin und wieder laufen PUR sogar bei uns im Bandbus. Die eine Hälfte freut das dann total, während die andere Hälfte das überhaupt nicht lustig findet. Aber um abschließend die Kurve zur Überschrift dieser Reihe zu bekommen: Weil die meisten die Band an ihren Radiosongs oder Singleauskopplungen messen und nicht an den Songs, die textlich nicht massenkompatibel sind und weil die Band es mit den Synthies auf dieser Platte eindeutig übertrieben hat und weil das Originalcover fehlt, würde ich sagen – Sicher gibt es schlimmere Vinylsünden, aber das hier ist die meine!