Als das neue Album von Westbam, “Famous Last Songs Vol.1”, bei uns in die Redaktion flatterte, war die Überraschung groß. Der Techno-Guru hat neue Musik produziert? Und wir dürfen sie rezensieren? Der Vinyl-Keks ist ja in der Tat genreübergreifend am Start, aber den Bereich Electronic/Techno hatten wir bis dato nicht wirklich im Fokus.
Nun ist Westbam ja quasi ein alter Bekannter, seine Musik war für mindestens ein Jahrzehnt stilprägend. Und wer auf seinem letzten Album mit Bernhard Sumner von New Order oder Brian Molko von Placebo zusammengearbeitet hat, kann so schlecht nicht sein. Die Vorfreude auf das Album stieg tatsächlich mit jedem Tag, und das nicht zu Unrecht.
In diesem Jahrtausend hat Westbam nur vier reguläre Studioalben herausgebracht, Nummer fünf hört nun also auf den Namen “Famous last songs, vol. 1”. Statt in Clubs und auf Festivals aufzulegen und um die Welt zu reisen, ist Maximillan Lenz seit dem Beginn der Pandemie viel spazieren gegangen. Durch Berlin.
Dabei ist ein Album entstanden, welches auf der einen Seite ziemlich düster klingt. Den Kopf Richtung Deep House neigend, erzeugt Westbam mit einigen Tracks eine fast dystopische Stimmung, die durch Songtitel und -texte wie „Wasteland“ oder „Du schneidest mir mein Herz auf“ verstärkt wird. Auf der anderen Seite liefern „We could be you“ oder „C´est la vie“ eingängige Harmonien, die Intensiv-Clubber*innen und Tanzmuffel gleichermaßen begeistern werden.
Ein weiterer interessanter Aspekt von “Famous Last Songs” ist, dass es sich mit elektronischen Tracks schmückt, die alle auch eigenständig und für sich stehen können. Kein Minimal-Techno und durchgängiges Soundgewubbere, sondern eben echte Songs mit individuellem Charme. “No Crap“ beispielsweise könnte auch die der ARD-Radionacht laufen, während „White Boy“ ein echter Floor Filler sein wird, sobald die Clubs wieder aufmachen und die Jünger*innen die Tanzflächen der Republik fluten werden.
Die verschiedenen Kollaborationen lockern das Album zusätzlich auf. Neben gelungenen Features von Inga Humpe, Marian Gold und Henning Wehland setzt Ben Becker seine furchteinflößende Stimme in einer von Beats und Klavier unterlegten Schauerballade ein – kann Westbam im Alter von 56 Jahren auch einfach mal machen.
Ansonsten verknüpft er seinen Techno auf „Famous last Songs“ gekonnt mit Synthie-Wave und Pop. Das Album schießt uns, ob nun gewollt oder nicht, zurück in die 90er und klingt dabei modern und dynamisch. Ein teils wehmütiger, aber keinesfalls verzweifelter Blick in die (eigene) Vergangenheit mit der klaren Ansage, dass noch kein Ende in Sicht ist:
“Klingt nach einem Abschiedsalbum, ist es aber nicht. Es heißt so, weil viele andere DJs meine Songs immer am Ende eines DJ-Sets spielen.”
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |