Unkraut vergeht nicht. Sagt man so, wenn man einer anderen Person, sich selbst, selten auch einer Sache attestieren will, dass diese/man selbst allen Widrigkeiten zum Trotz quasi unvergänglich ist, oder zumindest zu sein scheint.
Wick Bambix vergeht nicht. Auch nach dem Ableben ihrer von 1988 bis 2023 (!!) existenten Band Bambix bleibt uns die Niederländerin aus Nijmegen in Form ihres ersten Soloalbums in voller Länge (2023 erschien bereits ihre EP “The Pariah’s Promise auf CD) erhalten. Das ist gut so und das Album mit dem Kampfansagentitel “When Tings Grow Teeth” ist gar exzellent. Wo ich Bambix zwar immer okay, auf Dauer aber auch etwas eintönig fand, ist Wick Bambix solo und auf dieser Scheibe richtig gut, weil erfrischend und abwechslungsreich. Unterstützung erhielt sie von Patrick Schappert an der Gitarre und der Mandola und von Tim, der sonstiges Instrumentarium beigesteuert hat.
Mit einer stimmlichen Intensität ähnlich einer Dolores O’Riordan und schon auf dem Weg zu einer Tracy Chapman vagabundiert Wick Bambix ungezwungen durch Genres wie Country (“Hello Hopeville” – Cover von Michelle Shoked / “Drag The Graved”) und Folk (“Swallow”), lässt aber ihre eigentlichen Wurzeln, den Punk, nie aus den Augen. Die geblockten Gitarren klingen selbst ohne Strom hart und aggressiv, nach Punk eben, während besagter Gesang den notwendigen Kontrast bietet, um eben doch klarzustellen, dass wir es hier mit einem lupenreinen Akustikalbum zu tun haben. Na ja, einem FAST lupenreinen. Mit “Red Flag” ist auch ein elektrifizierter Song in vollem Bandkostüm vorhanden, der in gekonnt-lockerflockiger Manier von den alten Zeiten zeugt, in denen Bambix noch ohne Vornamen auskamen.
Dabei ist der Inhalt alles andere als lockerflockig. “I remember life was good. Couldn’t’ve been much better. Neighbours were our brothers. Strangers were our friends. I remember life was good. Little did we know how very soon we would feel numb.” Wick Bambix bringt auf “When Things Grow Teeth” vieles auf den Punkt, was heute alles so schief laufen kann. In einfacher Sprache, unmissverständlich. Auch das macht das Album zur Punkplatte. Im Akustikgewand und als das bessere, weibliche Pendant zu all den Joey Capes und Frank Turners dieser Welt, die ihren Hauptbands als Solokünstler den Strom abgedreht haben.
Und zum Abschluss dann nochmal richtiges Gänsehautfeeling. “Swallow” ist die intensivste Ballade, die ich seit langem gehört habe. Das lohnt sich absolut auf Platte, das lohnt sich sicherlich auch live und wenn ihr das Glück habt, einen der folgenden Orte erreichen zu können, dann nutzt bitte die Chance:
05.10.’24 Menden – Punkrock Schützenfest
18.10.’24 Berlin – SO 36
19.10.’24 Lübeck – Treibsand
15.11.’24 Köln – Sonic Ballroom
30.11.’24 Meppen – Jam
19.12.’24 Darmstadt – Gute Stube
“When Things Grow Teeth” erschien in spitzenmäßiger Aufmachung bereits am 13.09. auf Rookie Records aus Hamburg. Das Label war auch so geil, mir die Platte in der limitierten orange/green marbled-Version zur Verfügung zu stellen. Danke lieber Jürgen! Wer’s lieber schlicht haben mag, auch kein Problem. Schwarz bleibt schwarz und ist ebenfalls zu haben, z.B. bei JPC.