Nach Wochen fand ich nun die Zeit und auch mal einen freien Kopf etwas zu dieser jungen Frau zu schreiben. Was haben die Londoner Musikerin Emily Underhill, die unter ihrem Alias Tusks firmiert, und ich gemeinsam? Wir haben uns beide schon mal den Ellenbogen gebrochen. Um genau zu sein, war es bei mir kurz unterhalb des Ellenbogens ein glatter Bruch, mit dem ich, bereits seit einigen Wochen mit Schiene und Schrauben versehen, mittlerweile auch schon mehr machen kann. Für eine Musikerin, die im Wesentlichen zur Gitarre greift, ist ein Ellenbogenbruch durchaus heikler. Trotz alledem hielt sie sich irgendwie über Wasser. Sie veröffentlichte mit Tusks “Avalanche”, was für ihre Verhältnisse schon ein bisschen rockiger war. Dann kam die Pandemie und Emily hatte nicht so viel zu tun. Also konzentrierte sie sich auf das Erweitern ihrer Produktionskenntnisse und machte mehr im Ambient- und Downtempo-Bereich. Dann zog sie sich ins britische Ländle zurück und schrieb an den Texten für das dritte Album, “Gold”. “Gold” ist eine Art Selbstfindungsprozess. Ihre Texte schrieb sie, änderte sie, brachte immer wieder Thematiken aus vorangegangenen Monaten und Jahren in die Texte mit ein und verarbeitete damit auch ihre bevorstehende Trennung zu ihrem damaligen Freund.
Emily bringt mit ihrem Projekt Tusks sehr viel musikalisches Know-How mit in das dritte Album. Die rockigen Elemente aus “Avalanche” sind so gut wie nicht mehr vorhanden. Dafür aber Ambient, welches direkt mit “Wake” auf “Gold” grandios beginnt oder eher was düsteres, das passend zu einem stürmischen Tag geschrieben wurde, und zwar “Cold Storm”.
In “Adore” macht sich Emily bereits Gedanken darum eventuell eine neue Beziehung eingehen zu wollen. Und in “Artificial Flame” sind wir bereits im Prozess der Erkenntnis, das sie nicht mehr verliebt in ihren Partner ist. “Strangers”, in dem es darum geht, das sich Emily und ihr Freund nun entfremdet haben, geht eher ins Trip-Hop, der mich hier und da an die Band Archive erinnern lässt. Neben all den Soundteppichen gibt es auch kleine ruhigere Lichtblicke, wie zum Beispiel “Body Ache”, oder eben dieses wundervolle düstere Ende “Cold Storm”.
Alle Tracks haben eines gemeinsam: Der analoge Charakter mit Bass, Gitarre, Piano und Drums in der Musik wurde im weitesten Sinne beibehalten, trotz der Nutzung von Synthesizer, Loops oder Samples.
Musikalisch gesehen ist “Gold” eine Meisterleistung von Tusks. Ich mag nicht alles, empfehle aber gerne “Cold Storm”, “Wake” und “Adore”. Diese Tracks sind mir dann doch am ehesten im Gehör hängen geblieben.
Wer das Album “Gold” von Tusks erwerben mag, hat bei JPC und bei jedem gut sortierten Plattenladen des Vertrauens die Möglichkeit dazu!
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!