Zunder – Proxima B
(Punk, Hardcore, Hardcorepunk / Black Mojito, Kotzbrocken Records, Raccoone Records)
Treibender Hardcorepunk, der in den 90ern nicht hätte besser knallen können. Das Sextett von Zunder, aus dem hohen Norden (Flensburg) ballert sich durch 11 Songs, die allesamt viele Trademarks des Genres verarbeiten, ohne dabei klischeehaft zu werden. Das Ding zündet auf alle Fälle. Ob im Midtempo, oder flott unterwegs, die Scheibe schiebt immer nach vorne. Hardcorepunk der 90er, ohne große Metal Einflüsse, zweistimmiger Gesang von Jessica und Sascha, Bäm. An aktuellen Bands fallen mir die Hamburger Disillusioned Motherfuckers und Manege Frei aus dem Ruhrgebiet ein, die einen ähnlichen Sound fahren.
Der Sound ist FETT, passend, nicht zu modern, drückend. An den Instrumenten wird nicht gestümpert, sondern abgeliefert. Die Drumms machen den Schub, zusammen mit dem Bass. Die Gitarren sägen und bauen immer wieder melodiöse Sprenkler und Bögen ein. Der Gesang der beiden wechselt sich ab, ergänzt sich, passt. Ich bin echt begeistert, dass es solche Perlen wie Proxima B noch gibt. Ohne überladenen Metal Sound. Ich mag Metal sehr, nur mit dem überproduzierten Soundteppich den mensch heutzutage oft zu hören bekommt, kann ich nicht viel anfangen.
Textlich geht es um persönliches, Gesellschaftliches und die GEMA. Proxima B zum Beispiel ist die Textgewordene Dystopie und greift das Coverartwork (von Lotte Piepfein) auf. Alles um dich herum kaputt und Tot, die Lösung so nah, trink das Gift und aus ist. Punkt.
Aufgenommen haben die sechs „Flensburger*innen“ 2019 im Wohnprojekt Hafermarkt in Flensburg. Dort leben, lebten sie wohl auch alle. Proxima B wurde von drei Labels im Sommer 2022 gemeinsam herausgebracht. Was soll ich noch mehr schreiben, als Freund*in des beschriebenen Genres sollte mensch antesten, für gut befinden, zuschlagen. Am besten hier.