Puuuhhhhhh. Mit Liebeslieder tu ich mich schwer und ich muss schwer an mich halten, nicht in Zynismus zu verfallen. Da Zynismus nicht Lösungsorientiert ist, sondern eher Mittel zum Zweck der Distanzierung und Übererhabenheit, verweigere ich mich ihn anzuwenden, was nur so leidlich funktioniert. Also gehe ich den einfachsten Weg und gehe diesen Liedern aus dem Weg. Eine psychologische Analyse dieses ersten Absatzes senden sie bitte an istmirdoch@egal.de.
Vor diesem Hintergrund gleichen Songs wie “Du” und “Utopie” von Davidson einer Konfrontationstherapie. Der letzte Song der A-Seite “Feinste Art” krönt das ganze noch mit Zeilen wie “Warum steh ich mir selbst im Weg”.
Also ich versuche mal eine sachliche Herangehensweise: Zu hören gibt es auf “Utopie” 8 Lieder, beziehungsweise 6 (das klingt erstmal komisch, ist aber so, dazu später mehr) in deutscher Sprache, die ich als poppigen Singer-Songwriter-Soul bezeichnen würde. Text und Ton erinnern an Gregor Meyle und auch ein wenig an Max Mutzke. Den zwein würde wahrscheinlich jede*r Können bezüglich Text, Komposition und Gesang bescheinigen. Und dieses Können muss ich auch Davidson bescheinigen. Das kann man auf dieser EP, names “Utopie” deutlich wahrnehmen.
Ihr ahnt es, die Platte besteht aus zwei Seiten. Auf der ersten finden sich vier Songs aus “der Studio Session” auf der anderen Seite gibts 4 Songs der “Granny House Session”. Also 8 Songs, aber eigentlich 6, zwei davon in etwas variiertem Gewand finden sich auf beiden Seiten.
Und mit dem Seitenwechsel catcht mich Davidson dann auch. “Bordeaux” behandelt zwar auch wieder Liebe, beziehungsweise zerbrochenen Liebe, aber bringt gleichzeitig eine Urlaubssehnsucht und Fernweh mit sich. Wippende Beine kämpfen gewaltfrei mit meinem verweigertem Zynismus. Schöne Scheiße. Also nicht die Musik, die ist wie schon geschrieben handwerklich gut. Sie grooved, das Tempo stimmt, das Klavier passt zur warmen Stimme. Aber da wir jetzt zum Schluss der Platte kommen, die mit den selben zwei Songs Aufhört mit denen sie begonnen hat, lande ich emotional wieder bei meiner Distanzierten Haltung zu dieser EP.
Also für Freund*innen deutschsprachiger Soulmusik über Liebe und Verlassen werden, findet in “Utopie” von Davidson eine*n Ansprechpartner*in. Oder um es mit Davidsons Worten zu sagen, für die*den ist diese wie “ein Deckel zum Topf”.
Die Platte bekommt ihr hier, sie ist am 28.10.2022 erschienen.