Tim Hackemack ist Szene Fotograf und hat mit seinen Büchern schon für einiges an Aufsehen gesorgt. Nebenbei ist Tim aber auch noch Musiker und spielt bei El Bosso meets The Skatiolas. Auch Tim habe ich durch ein Konzert in Pforzheim kennengelernt und habe seither immer wieder mal Kontakt mit ihm. Da ich von ihm weiß, dass er Vinylliebhaber ist, darf natürlich auch hier die Vinylsünde aus Tim´s Schallplattensammlung nicht fehlen!
Hey Tim, sag uns doch mal was deine absolute “Vinylsünde” in deiner Plattensammlung ist und warum ausgerechnet diese Schallplatte? Was hat dich dazu bewogen, die Platte anzuschaffen und warum verdammt hast du diese noch immer?
Meine unverzeihliche Vinylsünde ist dieses bekackte Album von Rage against the machine. Ich muss würgen, wenn ich nur daran denke. Am Anfang wollte ich Photoshop benutzen, um nicht wirklich ein Bild von mir und dieser LP machen zu müssen. ich konnte mich dannn aber doch überwinden. Nun kurz zur Erklärung: Keine Band auf der Welt ist so überbewertet wie Rage against the machine. Die Texte sind alle Klischeebeladen und bewusst so geschrieben, dass sie die einfachsten Geister ansprechen. Wenn du bei einer Ü30 Party die größten Arschlöcher des Abends herausfinden möchtest, stelle einmal “Killing in the name” an. Wer dann anfängt zu tanzen und voll “abzugehen”, den kannst du getrost aus deiner Freundesliste streichen. Oh, und vergiss nicht, dass Lied zeitnah wieder auszumachen, denn sonst wirst du den größten Arschkriechern der Nation dabei zuschauen müssen, wie sie immer wieder “Fuck You I won’t do what you tell me” gröhlen und sich dabei emotional auf den Brustkorb schlagen. Das Album ist von 1992 und erschien damit genau rechtzeitig um mir meine Jugend zu versauen. Ich weiß nicht wie oft ich die Worte:”Oh, du stehst auch auf Punk? Ich liebe Rage against the machine!” gehört habe. Es schien, als wären bei uns auf dem Dorf und drumherum nur Langhaarige mit einem Album und einem bekackten Che-Guevara T-Shirt (neben den ganzen Bauern-Nazis natürlich). Bei vielen Bands, die ich früher scheiße fand, ist bei mir jetzt so etwas wie Altersmilde eingetreten bei niemals bei Rage against the Machine und niemals bei Nirvana. Von Nirvana besitze ich zum Glück keine LP. Ich habe sie mir die RATM vor zehn Jahren sehr billig gekauft, weil ich auf der After-Show Party eines großen Festivals aufgelegt habe und ahnte, dass der Arschlochfaktor bei Festivals viel zu groß ist, als das nicht irgendeiner der Festival-T-Shirt-Träger mal “krass old-school abgehen” will. An einem der zwei Abende musste ich es dann auch wirklich auf Wunsch spielen. Zum Glück war das Dreckslied lang genug, dass ich in der Zeit pissen gehen konnte. Nach den Abenden habe ich die Platte irgendwo weit hinten in meiner Plattensammlung versteckt, wie die meisten alten Punks die erste Onkelz LP . Heute habe ich es dann für diesen Anlass hervor geholt. Ich hoffe, dass es irgendwann einfach verschwindet. Vielleicht gibt es ja unter den Vinyl-Keks Lesern einen Che Guevara-T-Shirt Träger, der es mir für 20€ abkaufen will?