Die Band heißt Dirty Sound Magnet, ihr neuestes Werk hört auf den Titel „DSM III“ und enthält acht Songs. Lasst uns diese im folgenden etwas genauer unter die Lupe nehmen. Es lohnt sich. Versprochen! Halt. Halt! Doch nicht so ungestüm. Bevor wir loslegen, will ich euch doch noch mit ein paar Basisinfos füttern. So viel Zeit muss sein. Dirty Sound Magnet kommen aus Fribourg in der Schweiz und bieten auf „DSM III“ – via Hummus Records veröffentlicht – eine zeitgenössische Form von psychedelisch angehauchtem (Alternative) Rock. So, jetzt aber.
„Body In Mind“ eröffnet die Platte fröhlich-verschroben und trotzdem mit mindestens so viel Hitpotenzial wie einst die Caesars. Der Sommer naht und „Body In Mind“ wird dabei sein. Vielleicht nicht unbedingt am Baggersee, aber dafür umso mehr an lauen und ausgelassenen Abenden am Lagerfeuer. Spätestens ab dem exzessiven WahWah-Gitarrensolo nach zwei Dritteln des Songs wird so ganz nebenbei klar, Stavros Dzodzosz (g/v), Marco Mottolini (b/v) und Maxime Cosandey (dr/v) verstehen ihr Handwerk und Dirty Sound Magnet sind eine richtig gute Band.
„Meet The Shaman“ klingt dann der Eröffnung von Queens Of The Stone Age’s Album „Villains“ nicht ganz unähnlich. Zufall, oder ein geplanter Schachzug? Die beiden Bands wären auf jeden Fall ein gekonntes Tourpackage.
„Toxic Monkeys“ drückt dann aufs Gaspedal und zeigt Dirty Sound Magnet von einer anderen Seite. Die Band macht hier keine Gefangenen und bewahrt sich trotzdem ihre sympathische Verschrobenheit und Eigenart.
Nach soviel Action dient „Mr. Robert“ der Entschleunigung. Ruhig Blut, liebe Hörerinnen und Hörer. Lehnt euch gemütlich zurück und lauscht der grandiosen Gitarrenarbeit, die sich zwischen zwei der ganz großen Meister ihres Fachs, zwischen David Gilmour und Jimmy Page, einpendelt. Ich schmeiße hier mit Superlativen um mich, als wären es Peanuts, meine es aber wirklich ernst. Und augenzwinkernd und im Vorbeigehen erinnert mich der Song an Led Zeppelins „Since I’ve Been Loving You“.
Seite B dann das. „Pandora’s Dream“ kommt mit funky Klängen ums Eck und klopft erneut beim Sommer an der Tür an. Der Song könnte dank seiner versprühten Lebensfreude als Singleauskoppelung für’s Radio dienen.
Kurz und schmerzlos dann der Titeltrack „DSM III“. Eher ein Intermezzo, denn ein Song, bevor es in das opulente „Heavy Hours“ übergeht. Hier wird mit nichts gegeizt. Der Bottleneck hält Einzug in den Sound von Dirty Sound Magnet und verzaubert ein an sich hartes Riff in wunderbare Zugänglichkeit, ehe der Song dezent ausufert. Muss ganz kurz an Liveaufnahmen von Jimi Hendrix denken. Aber wirklich nur ganz kurz.
Überhaupt gilt es Dirty Sound Magnet hoch anzurechnen, dass sie ihre Songs zwar immer wieder auf die Reise schicken, sie aber nicht zu sehr ins Uferlose abdriften lassen. Dadurch wird ihre Version psychedelisch angehauchter Rockmusik greifbar und geradezu alltagstauglich. Ich empfinde das als durchweg angenehm.
Im abschließenden – und auch abrundenden – „Sunday Drama“ dann eine dezente Erinnerung an „The End“ der Doors. Zugegeben, ich war nie großer Fan der Band um Jim Morrison. „The End“ dagegen finde ich sehr gelungen und Dirty Sound Magnet setzen mit ihrem Querverweis somit auf die richtige Karte. Der Song kommt als einziger auf dem Album gänzlich ohne Vocals aus, fesselt aber auch so mehr als genug. Und ein echtes „Sunday Drama“ braucht eh keine Worte!
Und damit lässt es „DSM III“ ruhig, aber auch nicht zu sehr, ausklingen und lässt retrospektiv mit verschmitztem Grinsen den Eindruck zurück, dass Dirty Sound Magnet sich gerne bewusst, oder unbewusst, in voller Absicht, oder doch eher nebenbei an den genannten Referenzen orientieren, ja geradezu bedienen, ohne dabei an Überzeugungskraft und Eigenständigkeit zu verlieren. Der Vorwurf eines reinen Plagiats wäre definitiv nicht angebracht. Vielmehr zeugt es von Selbstwirksamkeit und Mut, wenn man es mit den Virtuosen der Rockgeschichte aufnimmt. Zwei Attribute, gepaart mit großem musikalischen Können und Verständnis, die „DSM III“ zu einem außergewöhnlichen (psychedelischen und alternativen) Rockalbum machen. Obergeheimtipp, der hoffentlich keiner bleiben wird! In schicker und aufwändiger Aufmachung zu haben auf schwarzem, weißem oder beigem Vinyl mit Marmoroptik. Schaut z.B. mal bei JPC.