Komisch, dass das nun doch so lange gedauert hat. Da muss tatsächlich erst das Jahr 2022 erreicht werden, ehe Startracks die ursprünglich 1998 erschienene Compilation „Hello Kids“ erstmalig auf Vinyl veröffentlicht. Dabei ist die Band hinter der Musik ja nicht gerade die, die den Sprung nicht aus dem Heimatkaff schafft und die ramschigen Proberaumaufnahmen auf Tape überspielt, um sie der Hand voll Freunde in die Hand zu drücken. Nein, diese Band hier zog schon vor langer Zeit aus der nordschwedischen Provinz runter in die Hauptstadt und von dort aus noch viel weiter. Als erste schwedische Band überhaupt schaffte sie es einst auf das legendäre Lollapalooza, als dieses auch noch ausschließlich die US-Amerikaner*Innen beglückte.
Die Rede ist von Fireside, (vielleicht) DER schwedischen Band der ’90er überhaupt. Seinen Ursprung hatte das Quartett zwar im Hardcore, jedoch schon mit den ersten Releases öffnete es sich in alle nur erdenklichen Richtungen, die nur irgendwie Rock waren. Was sich hier nun als B-Sides auf „Hello Kids“ tummelt, ist stilistisch irgendwo zwischen der schon immer etwas anderen New Yorker Hardcoreband Quicksand und Bands der zweiten Grungegarde wie zum Beispiel Bush angesiedelt. Die auf der ’98er-CD-Version zusätzlich veröffentlichten Coversongs haben es leider nicht nach ’22 geschafft. Schade zwar, aber andererseits können wir uns dadurch voll und ganz auf elf Kompositionen der Masterminds hinter Fireside, Kristofer Aström und Pelle Gunnerfeldt, konzentrieren.
Speziell diese zwei Bandmitglieder von Fireside machten ja auch anderweitig mächtig Wind. Aström mit seinen Soloprojekten, Gunnerfeldt als gefragter Produzent, u.a. von Bands wie The Hives oder Last Days Of April. Um Fireside selbst wurde es dagegen still. Schön also, dass Startracks uns die Band mit dem Vinylrelease von „Hello Kids“ zurück ins Gedächtnis ruft. Der Vollständigkeit halber: die zwei anderen Mitstreiter heißen Per Nordmark (Drums) und Frans Johansson (Bass). Von denen habe aber zumindest ich außerhalb der Band nichts mehr gehört.
Ja, der Vinylrelease. Der kommt im Originalartwork und mit ein paar Anekdoten der Bandmitglieder, abgedruckt auf der hübsch anzusehenden Innenhülle. Speziell die Fotocollage ist dabei zusätzliche Zeugin dafür, dass Fireside – für eine Indierockband aus Nordeuropa – ganz schön dick mitgemischt haben. Die Platte selbst gibt es limitiert auf 300 Stück auf goldenem Vinyl und dazu dann auch noch auf herkömmlichem schwarzem. Die-hard Fans freuen sich sicherlich über die Vinylversion von „Hello Kids“. Alle anderen können aber auch bedenkenlos zugreifen. Denn auch wenn es sich quasi um B-Ware aus dem Hause Fireside handelt, wird auch anhand dieser klar, weshalb sie es einst sogar auf Rick Rubins Label American Recordings geschafft haben. Auch die B-Ware ist hier 1a! Zu haben ist die Platte z.B. hier.