Das Tape von Modern Illusion Records (Aus dem Stall kommen ebenfalls Dekonstrukt mit “Mentally Trapped” – Review demnächst auf www.vinyl-keks.eu) ist von außen sehr ansprechen, schönes Cover zum Ausklappen, Texte als Beipackzettel-Zettel und goldenes, edles Tape-Gehäuse. Neun Songs haben Carving Void aus Dresden und Leipzig eingespielt. Veröffentlicht wurde das Debüt-Album als CD und Tape. Dabei geholfen haben bei “A World in Decline” Nils Groth (Heretoir/ King Apathy/ Emissary of Suffering), auf “Free of Limitation” Julian Schmidt (VSK/ Outdate/ Gloomster) und bei”Killer´s Embrace” Josefine Paul.
Carving Void brauchen kein Vorspiel, hier gibt es den ersten Schlag direkt mal auf die Zwölf. Der brettharte Hardcore, ergänzt mit einem Death Metal der Marke Dampframme, bietet “A World in Decline” neunmal das Vergnügen, sich im eher angezogenen Tempo druckvoll beschallen zu lassen. Dabei würzen Carving Void ihre Songs gerne mal mit Gang-Shouts, Moshparts und textlichen Aussagen.
Carving Void besingen – der Albumtitel “A World in Decline” läßt es vermuten, nicht gerade die sonnige Blumenwiese, sondern eher über dystopische Angelegenheiten. Ich denke ihre Grundhaltung will uns auffordern, für das Gegenüber mehr Respekt zu haben und einen gepflegten Umgang miteinander zu haben.
Man kann es vermuten, da Carving Void ein Produkt der pandemischen Zeit sind, dass man aus diesem Kontext heraus seine Einflüsse für die Texte gezogen hat. Liest man den Beipackzettel mit den Texten, so wird man feststellen, dass sich Carving Void mit Themen auseinander setzen wie Sexismus, Frauenmissbrauch und mit einem technologischen Fortschritt, der die Natur Stück für Stück zerstört.
Aus der aktuellen Lage heraus, würde ich vermuten, dass Carving Void mit dem just beendeten Klimagipfel in Kairo nicht zufrieden sind und das jedes Bandmitglieder von Carving Void mit der One-Love-Binde in Qatar auf das Feld gegangen wären. Aber, wie gesagt – nur eine Vermutung.
Oft lassen mich Bands aus dem Genre ziemlich im Regen stehen und ich kann nicht wirklich etwas mit dem Vortrag der Kapelle anfangen. Hier allerdings höre ich doch eine Menge musikalische Abwechslung, sprich Wechsel von Stilmitteln der Genres; und es bleiben die Texte hängen. Ich gebe zu, oft schwer verständlich und deswegen schade, da Carving Void wirklich etwas zu sagen haben und Stellung beziehen. Da ich nicht wirklich in diesem Genre zu Hause bin, sei mein Vergleich nicht maßgebend, aber ich fühlte mich beim Durchhören in der Tat an Agnostic Front (AF) erinnert. AF waren für mich wirkliche Pioniere des Hardcore und schon deutlich vor der Geburt der Carving Void Mitglieder aktiv. Dennoch sei mir der Vergleich erlaubt… hört mal in das Titelstück des Albums rein und bildet euch selbst ein Urteil.
Achtung. Fans von Blockflöte und Triangel – bitte drückt nicht auf Play!
Wer Adventmusik oder die musikalische Untermalung für ein Date sucht, sollte hier die Finger davon lassen. Der geneigte Hardcore-Fan mag gerne hier zugreifen. Er bekommt auf jeden Fall ein Hardcore-Album der härteren Gangart. Allerdings mit Hirn und Herz.