Wie geplant kommt aus dem Nichts eine neue Platte angeschossen. Klar, wenn man sich nicht verabschiedet, einfach nur mal ne Pause macht – und ich weiß, das letzte Album in 2016 hieß “ein Ende” – aber was heißt das schon?
Gehen wir es also an. Captain Planet “come on, cat”.
Die Band ist immer noch sehr nah und persönlich, weswegen uns (meine Band und Captain Planet) doch so zwei bis drei Momente verbinden, kann ich da etwas persönlicher schreiben.
Lang ist das her, Anfang der 10er Jahre, dass wir die kleinen Läden bespielt haben. Captain Planet waren schon ganz ordentlich in der Republik unterwegs. Irgendwann einmal habe ich sie bei einem Kurzaufenthalt in München im Kafe Marat gesehen. Immer in Freiräumen unterwegs. Bars und Kneipen auch. Eben, eine sehr nahe Band. Textlich, musikalisch, wie auch menschlich.
Was passierte also so in den letzten Jahren. 2020 war eines ihrer letzten Konzerte, hinlänglich, allgemein bekannte Gründe. Und wirklich aus dem überraschenden Nichts, nicht aus der Versenkung, taucht da eine kurze und knappe Ankündigung auf und ein erstes Video “halley”.
Ist die Befürchtung, die man so hat, wenn man weiß, die Band hat sich mit diesem Album soooo viel Zeit gelassen (7 Jahre), berechtigt, dass das neue Album nur schrecklich werden kann? Voller Veränderungen. Songwriting, Sound, plötzlich poppig – oder so.
Ich höre nochmal rein. “wasser kommt, wasser geht”, lese nochmal rein Captain Planet seien Punk. Ich empfinde das nicht so. Sie haben ein sehr punkiges Tempo, aber sie machen keine Punkmusik. Dafür fehlt aber die Distortion, das manchmal rumpelige Spiel, die eindeutigen Lyrics gegen den Staat und gegen den Papst, die Bierdosen-Attitüde.
Bei Captain Planet gab es schon immer Indie auf die Ohren. Tight, Melodienbögen, Stimmlage irgendwo da oben, Sehnsucht in den Worten, Realität zwischen den Zeilen.
Die Euphorie des Neuentdeckens ist inzwischen der Nostalgie gewichen?
Come on, Cat rufen sie und man fühlt sich sofort abgeholt, man sitzt am selben Küchentisch mit Freund*innen, dort, wo man sie verlassen hat. Der Sound cristal clear, jeder Ton sitzt.
Melancholischer Pop Punk, irgendwas mit Post- davor. Post-Pop-Punk?
“neujahr” ist doch auch so ein kleiner Wink, nach “ein Ende”; es ist der erste Song auf “come on, cat”. Schon die erste Strophe hat direkt schon so ein fein gezeichnetes Bild, wie man es von Arnes Lyric gewohnt ist.
Spätestens beim zweiten Song muß ich euch ein Zitat “zeigen” – es ist einfach zu gut, zu schön.
witterst ein Drama in jeder Nacht
denn dort wo unsere Filme
am Rande unseres Fernsehers unsere Wand berühren
fällt jede Spannung plötzlich ab
“am wald”
Vieles ist so geblieben, wie man Captain Planet, diese Persönlichkeit, gute Hooks und ein Stapel verdammt guter Songs. Aus denen sich jeder so seinen raussuchen wird und man gespannt sein darf, welcher davon in der Setlist landet. Die Band spielt eine schöne Tour jetzt im Oktober.
Ich kann mich erinnern, dass das Publikum ebenso textsicher viele Zeilen mitsingt, wie es z.B. auch bei Turbostaat passiert. Bestimmt sind einige Hits dabei!
Wenn Captain Planet ihre Art behalten, dann sind sieben Jahre von einem zum nächsten Album auch vollkommen in Ordnung. Irgendwie klingt das tatsächlich ganz frisch und erholt. Besser, als alle zwei Jahre zehn neue Songs hingeknallt zu bekommen.
“halb so schwer” hat da eine schöne musikalische Überraschung parat.
Captain Planet sind nicht zu vergleichen und einfach total großartig.
Die Band schickt bei einigen Erstbestellern Postkarten mit, Grüße in den Schwarzwald. Danke. Ich grüße zurück und weiß leider noch nicht, ob ich kommen kann, P8 leider unter der Woche und ich nicht so wirklich in der Nähe. Vielleicht sage ich “hallo”, dabei bin ich doch ein wenig scheu und misanthropisch, es ist so lange her, erkennt man sich noch?
Auf Platte allemal!
Gibt es bei Grand Hotel van Cleef, dort erschienen, und auch bei JPC und andern Mailordern.