Für ihr zweites Soloalbum des im Oktober bei Chivi Chivi herausgekommenen “Goodnight Summerland” vereinfacht die aus Kanada, Montreal, stammende Singer- und Songwriterin Helena Deland die Dinge etwas und tauscht ihren kunstvollen, sanft gesprochenen Indie-Rock, den man schon in ihrem Debütalbum hören konnte, gegen etwas, das im Folk verwurzelt und noch intimer ist. Aufgrund des Todes ihrer Mutter, die in der dreieinhalbjährigen Pause nach weniger als einem Jahr starb, befassen sich die Songs mit der Trauer, wodurch sie poetisch und auch philosophisch herüberkommen.
Meistens mit Sam Evian in seinem Studio in den Catskills aufgenommen – ein Song, “Swimmer”, wurde von ihrem Hildegard-Bandkollegen Ouri produziert – begrüßt Helena Deland den Hörer mit einem melancholischen Piano-Intro (das kurze “Moon Pith”), bevor es eine Reihe von zehn nachdenklichen und strukturierten Songs präsentiert, die den Hörer zu zwingen scheinen, sich darin zu verlieren. Das folkige “Saying Something”, das sich durch einen hauchdünnen Falsett-Harmoniegesang auszeichnet, beginnt mit einer Melodie, die zu von Verlusten inspirierten Texten wie “Notes in the calendar now appear some sacred map/To time itself and what was planned ahead” passt, aber das eher auf eine traurige Weise.
Leichter und verspielter ist “Spring Bug”, das zwar eine komplette Band einsetzt, aber dennoch an Blätter erinnert, die über das Gras wehen, oder an das Plätschern eines Teiches. Bei Songtiteln wie “Roadflower”, “The Animals” und “Strawberry Moon” sind Anspielungen auf die Natur von Deland nicht zufällig. Der Vintage-Psych-Folk des flötenbegleiteten “Drawbridge” thematisiert die ungreifbaren Qualitäten von Erinnerung und Zeit mit Zeilen wie “When we said ‘Later’/What did you mean?”. Andernorts ist das besonders intime “Who I Sound Like” mit seinem mikrofonnahen Gesang das einzige Stück, das nur aus Stimme und Akustikgitarre besteht, während “Swimmer” atmosphärische Elemente wie das Rauschen von Wellen enthält, und das ausführlicher arrangierte “Night Soft as Silk”, das seltene pulsierende elektronische Beats und E-Gitarre enthält, ist immer noch ein Geschöpf der inneren Welt und wird kaum über ein Flüstern hinaus vorgetragen.
Alles in allem ist “Goodnight Summerland” ein schönes, gelegentlich tiefgründiges Album, das abgesehen vom Intro kaum etwas enthält, was man als Füllmaterial bezeichnen könnte!
Erwerben könnt ihr “Goodnight Summerland” auf Bandcamp, beim Label Chivi Chivi und in jedem sonstigen gutsortierten Mailorder oder Plattenladen.
Passend dazu gibt es außerdem auch Konzerttermine – zu finden hier.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!