Zunächst einmal bitte ich um tausendfache Entschuldigung, dass das Review über A Mess‚ „Woman/No Man“ – eine Zusammenfassung ihrer ersten beiden EP’s „Woman“ und „No Man“ auf einer 12″ – so lange auf sich warten ließ. Die Umstände, ihr wisst schon. Oder etwas mehr pro Riedinger und in den Worten eines guten musikalischen Freundes formuliert: „Herzensangelegenheiten brauchen halt ihre Zeit.“ Spätestens nach einem (weiteren) gemeinsamen Konzert mit dem Duo aus Kopenhagen Anfang Mai in Leipzigs M.V.B. sind A Mess auch eine Herzensangelegenheit für mich geworden, sowohl menschlich, als auch musikalisch. Und somit hab ich jetzt zwar etwas hanebüchen, aber dennoch meinen Kopf aus der Schlinge gezogen, denn „Woman/No Man“ ist bereits seit 15.04. via Puffin Artlab auf Vinyl erhältlich – oder aber halt auch schon wieder nicht mehr, denn laut absolut verlässlicher Quelle (und das bereits bei besagtem Konzert), nämlich von A Mess‚ Mastermind Dorte herself, ist die Platte schon so gut wie weg. Schaut also ganz schnell mal, auch wenn mein Alarm hier reichlich spät kommt.
Es lohnt sich nämlich, nicht nur für Sparfüchse! Man schließe die Augen und höre sich den grandiosen Opener „Fuck Your Way To The Top“ an. Zwei molllastige Akkorde, gepaart mit Dortes Gesang erinnern stark an Placebo. Jedoch nur so lange, bis ein feedbackendes Gitarrengekreische klar macht, dass A Mess nicht gekommen sind, um uns glattgebügelten Poprock zu servieren. Und das meine ich jetzt nicht despektierlich gegenüber den Herren Molko und Co. Vielmehr ist es A Mess ein Anliegen, nicht nur guten Garage-Punk mit poppiger Note zu liefern, sondern auch inhaltlich ein bisschen mehr als nur eine Fußnote zu setzen. A Mess verstehen sich als feministisches Projekt, was nicht nur in ihren Texten klar ersichtlich ist, sondern auch durch ihre, direkt ans Livepublikum gerichteten Ansagen zwischen den Songs (à propos: behaltet die mal im Auge und kuckt unbedingt nach Liveauftritten in eurer Gegend! Lohnt sich!) offenkundig und unmissverständlich deutlich gemacht wird.
Ernstes Thema, leider quasi „weiterhin erforderliches“ Thema, weil sich in einer immer noch überwiegend patriarchalisch geführten Welt noch keine unbedingte Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau installiert hat. Und dennoch gelingt es A Mess, sich ein klitzekleines Augenzwinkern beibehalten zu können. „When chicks hunt / The roosters crow their dread“ heißt es da beispielsweise in oben genanntem Song. Hach, ich liebe derlei Metaphern.
Spätestens mit dem zweiten Song „Blame Is A Dye“ werden die eigentlichen musikalischen Referenzen deutlicher. Mit einer simplen Gitarrenmelodie schaffen A Mess einen Ohrwurm, der – fast schon so eindeutig wie die Messages an sich – auf die Breeders und/oder die Pixies schließen lässt. Nur, wo bei denen der Punk aufhörte, fängt er bei A Mess erst an. Soll so viel heißen, wie dass A Mess ihre Message auch mit einer (notwendigen) Portion Aggression untermauern, ohne dabei den Popfaktor aus den Augen zu verlieren.
Live nur als Duo – Dorte Hartmann an Gesang an Gitarre und Per Gerhard Jørgensen an den Drums – unterwegs, haben sich A Mess für ihre Studioaufnahmen ein klein wenig Unterstützung geholt. So haben die Musiker*Innen Pia Christensen, Kasper Holm Larsen, Rasmus Glendorf, Michael Folmer Wessmann und Niels Thorhauge solche Dinge wie Bass, Synthbass, Synthies, Backing Vocals und auch Drums beigesteuert. Was live zwar supergut zu zweit funktioniert, finde ich auf einer Platte aber dank der ergänzten Instrumente besser, weil vollwertiger nach Band klingend.
Schaut mal bei Puffin Artlab, oder bei A Mess selber, ob die vielleicht nicht doch noch ein Exemplar für euch übrig haben. Womöglich habt ihr sogar noch die Wahl zwischen schwarzem, oder aber pink/marbled Vinyl. Dafür würde ich jetzt zwar nicht meine Hand ins Feuer legen. Dafür, dass A Mess und „Woman/No Man“ absolut lohnenswert ist, dagegen schon!