Ok, wie immer bei einer Veröffentlichung aus nördlichen Gefilden musste ich mich mit meinem Redaktionskollegen Stephan „streiten“, aber dieses Mal gab es eine gütliche Einigung: Er Pabst, ich Asger Techau. Und zumindest für meine Seite war das die richtige Entscheidung.
„Levels“ ist digital schon seit einiger Zeit draußen, jetzt hat das Berliner Label Crocodile Tears Records das Drittwerk des Dänen auch auf Vinyl veröffentlicht. Und womit? Mit Recht!
Asger Techau, im echten Leben Drummer der dänischen Postrock-Institution Kashmir, hat ein richtig schönes Popalbum aufgenommen, das mit schmeichelnden Hooks nur so um sich wirft, ohne dabei kitschig zu klingen. Und gleich der erste Song ist ein emotionaler Brocken:
„We had 7 years together and 20 years apart. Thank you for the gift of teaching me how to love.”
Geschrieben für die früh verstorbene erste Liebe, ist diese Ballade ein heftiger Einstieg und als wüsste Asger das ganz genau, folgt mit „No Better Time“ erstmal ein grooviger Song mit Schwung. „Highkicks and Gunshots“ hat dann sogar noch mehr Geschwindigkeit und wirkt fast ein wenig – fröhlich.
Und dann ist er da. Der Hit des Albums. Die Singleauskopplung, falls es so etwas noch gibt.
„Flawless“ ist ein Liebeslied mit Wumms. Packend, authentisch und abwechslungsreich beschreibt der Song das Glück einer vertrauensvollen und glücklichen Beziehung und ist inhaltlich damit quasi den Counterpart zum heftigen Einstieg. Ein bisschen Kitsch muss zum Ende der A-Seite dann auch mal erlaubt sein, nach „The Sweetest Chime“ will man die LP eigentlich gar nicht umdrehen, sondern die Nadel einfach noch mal auf Anfang stellen.
Mache ich aber nicht und werde dafür mit „Tears“ belohnt, dem mit fast sechs Minuten längsten Song des Albums. Dieser geht in Richtung Interpol und die Musik hat jetzt deutlich mehr Dynamik, denn auch „Shutter“ hat Geschwindigkeit, einen prägnanten Beat und präsentere Gitarrenparts.
Asger Techau hat die Musik auf „Levels“ komplett allein geschrieben, hatte mit dem Gitarristen Steffen Nordenstam und dem Keyboarder Casper Hesselager, der das Album auch mitproduziert hat, aber zwei konstante Partner.
„What do you want“ plätschert angenehm dahin, ohne jedoch die ganz großen Emotionen auszulösen. Das Album endet mit „Reasons never change“, einem nachdenklichen Akustik-Song, der irgendwie nach einer Art Zusammenfassung klingt.
Einsamkeit, Angst, aber eben auch der unerschütterliche Glaube an die Liebe ziehen sich wie der berühmte rote Faden durch das Album und machen es damit inhaltlich zu einer aufwühlenden Reise.
Musikalisch geben melancholische Synthesizer-Sounds und das abwechslungsreiche Drumming von Asger Techau die Richtung vor, immer mal wieder um präzise Gitarrenparts erweitert.
Wer Indie-Pop aus den Nordics mag und von a-ha schon eine ganze Weile enttäuscht ist, der/die möge bitte zuschlagen. Und alle anderen eigentlich auch. Zum Beispiel bei JPC.