Schon lange hat keine Rezension mehr diesen Laptop verlassen. Irgendwie war der Enthusiasmus verschwunden, meine Gedanken über gute Musik mit der Welt zu teilen. Es wurde zu echter Arbeit, und davon habe ich in meinem “echten” Leben schon genug. Davon wussten die überaus netten Kolleg*innen der Hamburger Institutionen La Pochette Surprise und Community Promotion natürlich nichts, als sie mir bereits vor einigen Wochen einfach so die Debüt-LP der Bachratten namens “Durch Dich Durch” schickten. Und sie prompt auf dem Stapel ungehörter Platten landete, die ich mir in den vergangenen Monaten zusammengekauft hatte.
Ein Newsletter, der auf den Sale im Merch-Shop meiner geliebten Swutscher aufmerksam machte, brachte dann die Wende: Alle Platten, die ich noch nicht besaß plus zwei Shirts bestellt und einen Geistesblitz bekommen: Von diesem Label habe ich doch eine Platte bekommen, wo ist die nochmal? Gefunden, aufgelegt und…! Was sind das denn bitte für geile Songs? Und warum kannte ich die Band aus Kassel bisher nicht? Damit euch nicht das gleiche passiert, schreibe ich dann doch einfach mal wieder ein paar Zeilen:
Die Bachratten haben dreizehn knackige und knarzende Rocksongs aufgenommen, die so leichtfüßig daherkommen, dass es fast schon unverschämt ist. Noise, aber doch irgendwie catchy. Laid back, aber doch nach vorne.
Was für ein guter Song ist das denn? Wer noch nie in einem “Streichelzoo” war, hat sein Leben eh nicht im Griff, ganz ehrlich. Ich gehe übrigens immer gerne wieder in den Tiergarten Wulksfelde um Esel, Ziegen, Hühner, Kaninchen und Meerschweinchen zu bewundern. Aber ich schweife ab:
Die lyrische Belanglosigkeit vieler Bachratten-Songs erfrischt und lädt zum Mitsingen ein. Keine verkopften, um drei Ecken gedachten kreativen Ausschweifungen, sondern einfach frei von der Leber weg geschriebene Beobachtungen oder Wünsche. Letztere z.B. wunderbar formuliert in “Sugarmama”, dem Opener des Albums.
Wenn ich mal in Not bin, ist sie für mich da!
Der Sound des gesamten Albums ist erfrischend und klingt modern. Garage, jedoch mit einem gewissen Pop-Appeal. Dabei schielen die Bachratten aber nie auf den einen Hit oder die Single, die man sofort mitgröhlen kann. Stattdessen hört man die LP mehrfach, um dabei immer wieder Neues zu hören. Dieses Lick war doch eben noch nicht da, oder? “Paypal” trägt den Grunge in die Gegenwart und der Rest ist einfach richtig guter 90s Alternative Rock. Ohne breite Beine und immer mit absoluter Leichtigkeit. Eine Frage bleibt für mich als Hamburger aber unbeantwortet:
Warum um Himmels Willen singen die Bachratten einen Song über “Kiel” ?
“Durch Dich Durch” ist ein kurzes und sehr kurzweiliges Prunkstück, das auch optisch zu überzeugen weiß. Kauft euch die LP in Pink Splatter bei Bandcamp oder direkt bei La Pochette Surprise und werdet glücklich!